Mit der Wahl der Waffen ist man hier nicht zimperlich, im Umgang damit ebenso wenig. Der Big Bang gleich zu Beginn wird nicht mit dem Revolver, sondern mit dem Messer gesetzt, aber das macht es auch nicht besser. "Sie hat ein großes, gebrochenes, blutendes Herz", wird Noomi Rapace im Gespräch mit der Kleinen Zeitung über ihre Rolle der Elizabeth Thurman sagen. Die deutsche Band "Die Sterne" hat einst ein Lied geschrieben, das man hier gut und gerne als Soundtrack nutzen könnte: "Was hat dich bloß so ruiniert?"
Der Titel passt wie die Faust aufs Auge, nachdem wir uns gerade im Dunstkreis vieler Outlaws befinden. Wir schreiben das Jahr 1872, der Bürgerkrieg vorbei, aber der Frieden endet im Wilden Westen dort, wo der Überlebenskampf der vielen Glücksritter beginnt – also ziemlich oft. John Ellis (Nicholas Pinnock) hat einen sicheren Hafen für alle Außenseiter gefunden: New Babylon, eine Community, in der andere Gesetze herrschen als das Recht des Stärkeren.

Hier schlägt auch der Cowboy Django (Matthias Schoenaerts) auf der Suche nach seiner Tochter auf, die während seines Kriegseinsatzes als einzige einen Überfall auf seine Familie überlebt hat. Er wird sie dort finden. Auf der Gegenseite herrscht die Plantagenbesitzerin Elizabeth Thurman (Noomi Rapace), sie schart eine erzkonservative Community um sich, die unter ihrer Anleitung meist verbrannte Erde hinterlässt.
Die zehnteilige Serie lehnt sich an den Klassiker mit Franco Nero – der einen Gastauftritt hat – an, aber stellt das klassische Western-Setting in puncto Geschlechter auf den Kopf und die Klischees gleich mit dazu. Das Motto heißt hier: Stand your Ground, dass man hier als Verteidigung des Lebensstils werden darf – Freiheit und Gleichheit versus engstirniger Konservatismus. Als nahe New Babylon auch noch Erdöl gefunden wird, verschärft sich der Blutrausch.

Lisa Vicari als Sarah und Nicholas Pinnock als John Ellis
Lisa Vicari als Sarah und Nicholas Pinnock als John Ellis © (c) Die Verwendung ist nur bei redaktioneller Berichterstattung im Rahmen einer Programmank�ndigung ab 2 Monate vor der ersten Auss (Photographer: Cos Aelenei)

Verhandelt wird hier nach den klassischen Westernregeln, die für beide Geschlechter gleich gelten: Zuerst schießen, nicht fragen, und wer den Kompromiss sucht, der ist schon so gut wie tot. Unter diesem einfachen Raster wird jedoch nachhaltig in die Tiefe gebohrt. Das liegt auch an der Regisseurin Francesca Comencini ("ZeroZeroZero", "Gomorrha" – die Serie), die diese männlichen Settings bis auf die Knochen freilegt und emotionale Super-GAUs wie Kränkung oder Machtrausch auf beide Geschlechter gleichmäßig verteilt. Das ergibt vor allem zwischen John Ellis und Elizabeth Thurman, die eine gemeinsame Vorgeschichte haben, einen brutalen, rauschhaften Machtkampf.

Matthias Schoenaerts als Django
Matthias Schoenaerts als Django © (c) Die Verwendung ist nur bei redaktioneller Berichterstattung im Rahmen einer Programmank�ndigung ab 2 Monate vor der ersten Auss (Cos Aelenei)

"Wir haben in der Serie sehr viele starke Charaktere bei den Frauen- wie Männerrollen. Alle haben hier eine enorme Komplexität und Stärke. Wobei 'starke Rollen' nicht automatisch heißt, dass wir wie so Superhelden keine Schwächen haben", erzählt die deutsche Nachwuchsschauspielerin Lisa Vicari ("Dark") im Gespräch.
Die 26-Jährige spielt Djangos Tochter Sarah und verbrachte, wie die anderen Hauptdarsteller auch, viele Monate auf dem Set in Rumänien, wo New Babylon fast zur Gänze in einem Krater nachgebaut wurde: "So etwas habe ich noch nie gesehen. Es wurde wirklich eine ganze Stadt aus Holz gebaut. Dieses Umfeld, die Kostüme und die Pferde: Das hat uns sehr geholfen, in diese Zeit einzusteigen." Auch Noomi Rapace schwärmt von den Bedingungen: "Wir haben dort den Kontakt zur Außenwelt verloren und in dieser Welt gelebt!"

Bewertung: ★ ★ ★ ★ ☆ (4/5)

"Django" ist auf Sky zu sehen.