"Twin Peaks"

Beginnen wir beim Klassiker, daran kommen, nein, wollen wir nicht vorbei. Der ist Pflicht! Also "Twin Peaks", 51.201 Einwohner. Das ist das Sichtbare. Das darunter, ach, wer weiß das schon so genau? Sheriff Dale B. Cooper macht alles richtig, indem er sich mit drei unumstößlichen Eckpfeilern umgibt: seinem Diktiergerät (Aufnahmen für Diane), Kaffee und Blaubeerkuchen. Ansonsten ist in dem kanadischen Kaff nichts, wie es scheint. Was auch immer da vergraben liegt, die ermordete Highschool-Schülerin Laura Palmer ist nur die Spitze des Eisbergs. Holzfällerromantik darf man sich keine erwarten, wobei, so ganz stimmt das vielleicht auch wieder nicht. Die Definition "schräge Typen" lässt sich nirgendwo so sehr ausdehnen wie in "Twin Peaks".
David Lynch und Mark Frost haben 1990, 1991 und mit der dritten Staffel 2017 (kann mit den ersten beiden Staffeln jedoch nicht mithalten) ein famoses Kuriositätenkabinett geschaffen, das von allem ein bisschen ist: Krimi, Mystery und Seifenoper. Man liebt es (auf ewig) oder hasst es. Ebenso legendär ist natürlich das Intro.

Zwei Staffeln gibt es bei Sky in der Flatrate und bei Amazon zu kaufen.

"Souls"

Was auch immer sie macht, aber Allie (Julia Koschitz) kann nicht verhindern, dass das Flugzeug ihres Mannes abstürzt. Sie ist gefangen in der Zeitschleife. 14 Jahre später wird der Schüler Jacob nach einem Autounfall nicht nur sich, seine Mutter und zwei andere aus dem Fluss retten. Das ist nicht nur den Ärzten ein Rätsel. Irgendwann wird der von Flashbacks Geplagte sagen: "Mein Name war Leo. Ich war der Pilot von Flug 2205." Fortan steht im Raum: Ist dieser Jacob ein Teenager, der sich wichtigmacht, ist es eine posttraumatische Belastungsstörung oder ist es gar das Unmögliche, das hier geschieht? Eine Seelenwanderung, dass man nie stirbt, immer wiedergeboren wird? "Souls" schafft es gekonnt, die Grauzonen zwischen Leben und Tod auszuloten und die ganz großen Fragen zu stellen. Nicht abgehoben und esoterisch, sondern immer schön den schmalen Grat entlang. Im Interview mit der Kleinen Zeitung sagt Julia Koschitz: "Die Serie behandelt die großen Fragen um das Menschsein".

"Souls" ist auf Sky zu sehen.

"Dark" und "1899"

Ein bisschen "Twin Peaks", ein bisschen "Stranger Things", ein bisschen "Tatort", so läuteten wir unsere Kritik zum Serienstart ein: In der ersten deutschen Mysteryserie verschwindet ein 15-Jähriger. Nicht zum ersten Mal im Ort Winden, der mit dem Niedergang kämpft. Ein einst blühender Ort, der durch die große Zukunftshoffnung namens Atomkraft erstrahlte. Nicht zu vergessen, eine Höhle und natürlich ein Zeitreisender! Huch! Mittlerweile gibt es drei Staffeln, aber die Serienmacher sind längst weitergezogen und haben mit "1899" ihr Gesellenstück abgeliefert. Die aktuelle Kritik gibt es hier!

"Dark" und "1899" sind auf Netflix zu sehen.

"Outer Range"

Ist es die pure Idylle oder schaut so die Hölle aus? Land, Land, Land und auch sonst nicht viel los im Leben des Viehzüchters Royal Abbott (Josh Brolin), na ja, die Sonntagsmesse vielleicht. Und die großgoscherten und großspurigen Nachbarn haben es auf das Land der Abbotts abgesehen. Die Friedenspfeife raucht hier niemand, und überhaupt: Wo kommt plötzlich der Bison her, der mit den zwei Pfeilen in der Flanke? Menschen verschwinden und irgendwo am hintersten Wiesengrund tut sich ein gigantisches Loch auf, das schluckt und ausspuckt. Western trifft auf Mystery, aber in einem höchst gelungenen Mischverhältnis: Immer schön langsam tropft in "Outer Range" die Veränderung in eine Welt, deren Konstante die Nichtveränderung ist.

"Outer Range" ist auf Amazon Prime zu sehen.

"Hausen"

"Hausen" kommt als Spukhaus-Serie daher, ist aber mehr eine Dystopie im Mystery-Kleid, eine Horrorserie mit Gesellschaftskritik. Ein gigantischer Plattenbau inmitten einer Tristesse deluxe, der seine Bewohner schön langsam zu lebenden Toten mutieren lässt. Der 16-jährige Juri (Tristan Göbel) wird den Kampf gegen das Unding aufnehmen, denn sein Vater (Charly Hübner), der Hausmeister, verändert sich ebenso schleichend.

"Hausen" ist auf Sky zu sehen.

"Disco Paraiso"

Knarzende Synthesizer, eine verschwundene Jugendliche, eine unheilvolle Disco in einem spanischen Küstenort Anfang der 1990er und ein unheimlicher Ermittler. Die Anleihen zu "Stranger Things" (Netflix) sind nicht zu übersehen, auch hier stellt ein Trupp schräger Kids Ermittlungen an. Das Vorbild bleibt zwar unerreicht, aber sehenswert ist die Serie allemal.

"Disco Paraiso" ist auf Sky zu sehen.

"Paper Girls"

Noch eine Mysteryserie im 1980er-Jahre-Setting? Ja, unbedingt! Die "Paper Girls" reisen durch die Zeit, um wieder bei sich selbst zu landen. Im Einsatz: Ein sympathisches Quartett mit vielen Ecken und Kanten. Vier junge Zeitungsausträgerinnen werden in der Halloween-Nacht in die Zukunft katapultiert. Wer schon beim Wort Zeitreisende Ausschlag bekommt – dranbleiben! Die Science-Fiction-Komponente ist eigentlich nur die Rahmenhandlung für eine ziemliche sympathische Coming-of-Age-Produktion. Und der Soundtrack ist übrigens auch top!

"Paper Girls" ist auf Amazon Prime zu sehen.

"Night Sky"

Sissy Spacek und J. K. Simmons als altes Ehepaar, das im Schuppen seines Gartens ein großes Geheimnis hütet. Über eine Diele gelangt man nicht etwa in den Abwasserkanal, sondern in die unendlichen Weiten. Die achtteilige Miniserie "Night Sky" ist die filmische Essenz eines Blickes in den makellosen Sternenhimmel: Eine sanfte Schwere durchzieht die Szenen, das Mystische der Grundkonstellation ist mehr Hintergrundrauschen des Alls denn Handlungstreiber. Die Atmosphäre, die entsteht, erinnert an "Tales from the Loop", bloß ohne melancholischen Roboter – schreibt Kollege Daniel Hadler in seiner Kritik.

"Night Sky" ist auf Amazon Prime zu sehen.