­„Wenn du kämpfen musst, dann musst du gewinnen. Wenn du einen Kampf verlierst, verlierst du die Straße.“ Ein minutenlanger Monolog über die Mechanismen im Unruheherd Baltimore eröffnet die neue Serie von George Pelecanos und David Simon. Letzterer ist mit „The Wire“ für eine der besten Produktionen der Serien-Neuzeit verantwortlich. „We Own This City“ ist eine logische und schonungslose „Wire“-Erweiterung, 20 Jahre später.

Angelpunkt der Miniserie ist Wayne Jenkins (Jon Bernthal), der seinen Schlagstock schwingend durch die Straßen defiliert, als hätte er einen Goldbarren zwischen den Beinen. Ein Draufgänger und Sprücheklopfer, der trotz allem gefeiert wird, weil er im Krieg gegen Drogen für Festnahmen und politikergenehme Bilder sorgt. Er ist einer, der auf brutale Willkür und Demütigung setzt, insbesondere gegen Afroamerikaner. Ein Gesetzloser im Sinne des Gesetzes, der mit seinen Kollegen Beweise fingiert und Geld in die eigene Tasche wirtschaftet.

Der Aufstieg und Fall des Wayne Jenkins beruht auf einem realen Vorbild und basiert auf dem Buch des „Baltimore Sun“-Reporters Justin Fenton über die Gun Trace Task Force des Baltimore Police Departments. Was die Serie zu einer Fortsetzung einer journalistischen Reportage im Fiktiven macht, realisiert vom ehemaligen Journalisten David Simon, der sich erneut dem Authentischen verschreibt.

Unter der Regie von Reinaldo Marcus Green („King Richard“) demonstrieren die sechs Folgen Facetten einer komplexen Konstellation aus oberflächlicher Politik, haarsträubendem polizeilichem Selbstverständnis, chronischem Rassismus und den Versuchen, den Teufelskreis zu brechen. Ein Konzentrat bitterer Realität, das trotz seines notwendigen Fragmentcharakters enorm wirkungsvoll ist.­
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