Jahr für Jahr wird die Debatte in Großbritannien neu geführt: Sind die Royals überhaupt ihr Steuergeld wert? Für die Antwort braucht man wahrlich keinen Finanzexperten, sie lautet eindeutig Ja. Nicht nur der Tourismus, sondern eine ganze Medienbranche verdient weltweit am royalen Tratsch und Klatsch. Der Gutteil der Inhalte, zu 90 Prozent aufgebauscht, mit Hysterie ummantelt und mit zumindest einem Rufzeichen am Ende versehen, geht auf das Konto der Briten. Die Wertschöpfungskette ist also enorm.

Letztlich ist nur eine Frage nicht vollends geklärt: Welche Emotion bringt mehr ein? Die Freude, die Trauer oder vielleicht doch der nächste Skandal? Mit den britischen Royals lässt sich also gut Quote machen. Als 2016 der Streamingriese Netflix mit seiner Serie „The Crown“ startete, konnte man zumindest mit einer stabilen Basis an Interessenten rechnen. Auch weil das Thema in Kino und TV grundsätzlich ein Erfolgsgarant ist: Ob die Serie „Die Tudors“ mit Jonathan Rhys Meyers als Heinrich VIII., „Elizabeth“ mit Cate Blanchett oder „The King’s Speech“ mit Colin Firth als stotterndem König George VI. – das Thema Royals ist stets von Erfolg gekrönt.

Für „The Crown“ konnte man einen echten Queen-Profi zur Entwicklung der Serie an Bord holen: Peter Morgan. Der Brite hat bereits das Drehbuch für den Film „Die Queen“ (2005) mit Helen Mirren in der Hauptrolle geschrieben. Erstmals kam man der Langzeitmonarchin Elizabeth II so nah wie nie zuvor. Dieser private Blick auf die Royals wird in der Serie fortgeführt, und noch mehr: Das Mammutprojekt umfasst in sechs Staffeln, ab heute läuft Staffel vier, das Leben der Regentin seit ihrer Hochzeit im Jahr 1947. Alle zwei Staffeln werden mit fortschreitendem Jahrzehnt die Schauspieler ausgetauscht. Aktuell verkörpert Oscarpreisträgern Oliva Colman die Queen.

Was macht die Faszination einer der beliebtesten Serien weltweit aus? Der Zuschauer wird Zeuge, wie eine junge, unbedarfte Frau zur Königin wird und sich nicht nur Winston Churchill entgegenstellt. Der bringt zumindest in der Serie ihr Mantra auf den Punkt: „Lasst niemanden je die wahre Elizabeth Windsor sehen. Die Kameras, das Fernsehen, lasst sie niemals sehen, dass es manchmal eine Bürde ist, eine Krone zu tragen. Aber lasst sie immer nur das Ewige sehen.“ Daran hält sich die Monarchin bis zum heutigen Tag.

Nicht zuletzt die Ausstattung ist königlich, das schlägt sich in den Produktionskosten nieder: Jene der ersten Staffel sollen bei rund 110 Millionen Euro gelegen haben. Kein Wunder, die Serie ist bis ins kleinste Detail perfekt inszeniert – wohl wissend, dass Royals-Fans heikel sind. Ein Blick auf die aktuelle Staffel zeigt den Aufwand: Gedreht wurde an 90 unterschiedlichen Orten, rund 400 Kostüme wurden angefertigt, für die Queen allein 120, für Diana 80. Für jede Hauptrolle wurden sechs Perücken benötigt, deren Fertigung pro Stück drei Wochen dauert. Für die dauerrauchende Margaret standen zwölf Zigarettenhalter zur Verfügung, über 70 silberne Bilderrahmen mit Familienfotos stehen am Set herum. Auch die Corgis sind gelistet: Zumeist waren „Lily“ und „Prince“ im Einsatz.

Royale Serientipps:

Downton Abbey
Wohl und Wehe des britischen Adels wird über den Haushalt von Lord und Lady Grantham plus Gesamtanhang in sechs Staffeln durchexerziert. Auf Sky und bei Amazon zu kaufen.

Victoria
Sie ist erst 18, als sie den britischen Thron besteigt, aber sie wird einem ganzen Zeitalter ihren Namen geben: Victoria. Drei Staffeln auf Sky und bei Amazon zu kaufen.

Reign
Sehr poppige Umsetzung der Geschichte von Mary Stuart. Intrigen, Herzschmerz und üppige Kostümwahl in vier Staffeln. Auf Netflix und bei Amazon zu kaufen.

Bridgerton
„Grey’s Anatomy“-Schöpferin Shonda Rhimes ist hier eine der Produzentinnen. Tratsch, Klatsch und Liebeswerben im London der Regency-Ära. Ab 25. Dezember auf Netflix.