Bevor die Dreharbeiten zur dritten Staffel im November starten, darf man bei Sky und Degeto Film, der Filmeinkaufsorganisation der ARD, schon ein bisschen feiern – oder zumindest stilecht eine Nacht lang durchtanzen. Morgen Abend gehen in ORF eins ( 20.15 Uhr) und in der ARD die nächsten beiden Folgen der Serie „Babylon Berlin“ über die Bühne. Grund genug, eine Zwischenbilanz zu ziehen.
Fast acht Millionen sahen den Auftakt in der ARD, weiter ging es mit 5,27 Millionen Zusehern im Schnitt. In ORF eins waren beim Start bis zu 472.000 Zuschauer mit dabei, eine durchaus beachtliche Quote für den Problemsender des ORF.

Auch der Verkauf der Kooperation zwischen einem Bezahlsender und öffentlich-rechtlichen Stationen kann sich sehen lassen: Bislang wurde die rund 38 Millionen Euro teure Serie rund um das Berlin der 1920er-Jahre in über 90 Länder verkauft. Netflix hat sich die Ausstrahlungsrechte für die USA gesichert. Dort sind zumindest die ersten Vorboten der Begeisterung schon angekommen: Bei der Fashionweek in New York Mitte September, hat Designer Tom Ford seine Models zum Titellied der Serie „Zu Asche, zu Staub“, über den Laufsteg gehen lassen.

Seit der Ausstrahlung im linearen Fernsehen, findet sich das von der litauischen Schauspielerin Severija Janusauskaite interpretierte Lied, auch in den Download-Charts von Amazon und iTunes wieder. Im Frack und mit Zylinder erinnert Janusauskaite in ihrer Rolle als Psycho Nikoros nicht nur an Marlene Dietrich, sondern vor allem an die 1920er Ikone Anita Berber – das Aushängeschild dieser Zeit. Sie konnte das noch steigern, was im Berlin der 1920er Jahre ohnehin auf der nächtlichen Agenda stand: für Skandale zu sorgen. Ob auf der Bühne oder im Privatleben, die gebürtige Leipzigerin setzte hier den Goldstandard. Auch modisch konnte sie einiges vorlegen: Sie war die erste Frau, die einen Smoking trug.

Der düstere Soundtrack, der den oft zitierten Tanz auf dem Vulkan, musikalisch gut interpretiert, kann mit einem sehr prominenten Musiker aufwarten, der in der zehnten Folge in Erscheinung tritt: Bryan Ferry. Sein Auftrittsort ist das Tanzlokal „Moka Efti“ und das ist keine Erfindung der Serienmacher, sondern gab es wirklich. Ab 1929 war es das erfolgreichste Café Berlins. Doch Kaffee wurde nur getrunken, um sich wach zu halten, denn das „Moka Efti“ war als Tanzlokal beliebt.


Bis 8. November kann noch getanzt werden, dann geht die Serie ins vorläufige Finale. Geht es nämlich nach den Produzenten, sind noch mehrere Staffeln möglich. Am Stoff mangelt es nicht. Vorlage für die Serie ist die Romanreihe von Volker Kutscher. Am 30. Oktober kommt Teil Nummer sieben in den Handel. Vorlage für die ersten zwei Staffeln war der erste Teil. Im Gegensatz zur damaligen Zeit steht man also nicht ganz nackt da.