Nach einer krankheitsbedingten Zwangspause von einigen Monaten, meldet sich Tenor Jonas Kaufmann wieder zurück auf den Opernbühnen der Welt. Am Sonntag wird er an der Seite von Anja Harteros in Umberto Giordanos Oper "Andrea Chenier" in der Bayerischen Staatsoper singen. Im dpa-Interview macht er sich Gedanken über die Zukunft des Hauses - und seine eigene Laufbahn nach dem Singen.

Sie haben zur Bayerischen Staatsoper ein besonderes Verhältnis. Haben Sie einen Wunsch für die Zeit nach Kirill Petrenko und Nikolaus Bachler?

Kaufmann: Da sprechen Sie natürlich einen wunden Punkt an. Ich kann gut verstehen, dass die beiden Herren lieber gemeinsam aufhören als einzeln (beide werden 2021 das Haus verlassen, Anm.). Auf der anderen Seite müssen die Beiden auch verstehen, dass München dann in einer prekären Situation ist. Die Tendenz der letzten Jahre hat mir sehr gefallen, das muss ich klar sagen. Und der Erfolg spricht für sich. Ich hoffe jetzt sehr, dass die richtigen Weichen gestellt und die richtigen Leute angerufen werden, damit wir in diesem Fahrwasser weitergehen. Und das ist nicht einfach. Mehr als eine Handvoll Menschen, die das musikalisch auf dem gleichen Niveau fortführen wie Petrenko, fallen mir nicht ein - und die haben alle schon Jobs an anderen Häusern. Das wird sicher eine schwere Aufgabe werden. Ich würde gerne selber ein bisschen mit helfen und beeinflussen. Aber ich glaube nicht, dass mir das zusteht.

Hätten Sie selber mal Interesse an einer Intendanz?

Kaufmann: Die Frage ist fröhliche 20 Jahre zu früh gestellt. Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es da überhaupt keine Überlegungen. Mich würde es auch reizen, über den zweiten Bildungsweg das Dirigieren anzufangen. Ich habe keine Lust, das zu machen, ohne wirklich zu wissen, wie das geht. Ich habe auch schon von vielen Leuten immer wieder gehört, ich solle doch mal Regie machen, weil ich immer viele Ideen habe und viel selbst in die Hand nehme, wenn ich merke, es läuft zäh. Aber so lange das mit der Stimme so gut funktioniert, stellt sich die Frage nicht.

Das Gespräch führte Britta Schultejans/dpa