Die Kleine Zeitung verstärkt ihre Wiener Redaktion. Walter Hämmerle (52), der sich als Chefredakteur der "Wiener Zeitung" bis zuletzt mit Vehemenz für die Erhaltung des republikseigenen Qualitäts- und Traditionsblattes eingesetzt hatte, wird ab Anfang September die innenpolitische Redaktion der Kleinen Zeitung leiten.

Hämmerle, gebürtiger Vorarlberger, gilt als einer der profiliertesten politischen Journalisten des Landes. Er wurde 2021 mit dem renommierten Kurt-Vorhofer-Preis ausgezeichnet. "Hämmerle beweist in seinen profunden Analysen Verständnis für ganz unterschiedliche Positionen. Er formuliert ausgewogen und unaufgeregt, lässt keine Schlagseite erkennen und argumentiert mit historischem Tiefgang", würdigte die Jury beim Festakt in der Hofburg den Preisträger. Erst dieser Tage wurde der diesjährige Preis der von Hämmerle geleiteten Redaktion der "Wiener Zeitung" kollektiv zuerkannt – als Respektbezeugung für deren Standfestigkeit unter existenziellem Druck und schwierigsten Arbeitsbedingungen. Die Zeitung soll Ende Juni das letzte Mal in gedruckter Form erscheinen.

Neuaufstellung der Wiener Repräsentanz

Der namhafte Neuzugang ist der erste Schritt einer Neuaufstellung der Wiener Repräsentanz, deren Gesamtverantwortung weiterhin dem stellvertretenden Chefredakteur Michael Jungwirth obliegt. Walter Hämmerle bedankte sich in einer Stellungnahme bei Chefredakteur Hubert Patterer und Styria-Vorstand Herwig Langanger für ihr Vertrauen. Es seien herausfordernde Zeiten für unbedingten Qualitätsjournalismus. Es gehe vordergründig um das Vertrauen von Leserinnen und Lesern sowie um die Verteidigung der wirtschaftlichen Unabhängigkeit. Hämmerle: "Die Kleine Zeitung ist eine starke Marke und spielt in der ersten Liga. Ich bin stolz darauf, künftig im Team der Kleinen Zeitung daran mitzuwirken, diese Ziele mithilfe des bestmöglichen Journalismus zu verwirklichen." Die große Leserfamilie werde "mit der Qualitäts- und Edelmarke Hämmerle viel Freude haben", verspricht Chefredakteur Patterer. Nach seinem Ausstieg aus der "Wiener Zeitung" stellte der Publizist in den vergangenen Wochen sein jüngstes, im Herbst bei Leykam erscheinendes Buch fertig, eine kritische Österreich-Besichtigung. Titel: "Die unreife Republik. Wie wir wurden, was wir sind".