Die Exposition erinnert an Trash-Formate wie "Sommerhaus der Stars" oder "Dschungelcamp": Neun verhaltensauffällige Gäste erreichen das hyperexklusive Gesundheitsresorts "Tranquillum House", um gesund oder von Dämonen befreit zu werden. Und schon von Beginn an fragt sich der Zuschauer: Ist diesem Haus (und dieser Serie) zu trauen? Steht Erweckung im Vordergrund, oder lauert nicht doch die Satire hinter der Ecke?

Die Resortgäste (darunter Mellisa McCarthy oder Chris Evans) stehen im Mittelpunkt von "Nine Perfecet Strangers" und alle haben aus ihrem bisherigen Leben schon Beschädigungen mitgekommen. Seien es zerbrochene Herzen, Kränkungen oder Drogensucht. Die einen tragen ihre Wunden offen vor sich her, die anderen tun alles, um sie zu verstecken.

Den Mastermind in "Tranquillum House" gibt die moderne Schamanin Masha (Oscar-Preisträgerin Nicole Kidman). Sie ist wie ein Einhorn ohne Horn, wie ein Engel ohne himmlische Mission. Dass Masha nur zwei Blicke hat, fällt in die Kategorie kurios. Dass sie Todesdrohungen erhält und sich im privaten Umfeld wenig souverän verhält, nagt ein wenig an ihrem gottgleichen Selbstverständnis.

Alles in Mashas Universum ist auf Bedeutsamkeit ausgerichtet, und doch bleibt offen, was das alles bedeuten soll. Wie einen Cocktail mischt Masha ihre Gäste zusammen. Und manchmal fügt sie diesem Cocktail auch noch etwas hinzu, aber das ist eine andere Geschichte. Verraten sei, dass Mashas Gästen Einiges zugemutet wird: Unter anderem schaufeln sie ihr eigenes Grab und dürfen "probeliegen".

Die Serie, die wie "Big Little Lies" auf einem Buch von Liane Moriarty basiert, versucht einen Spagat: Einerseits die Schicksale ernst nehmen, mit denen sich die Zuschauer identifizieren sollen, andererseits die Selbstoptimierungsindustrie dekonstruieren. Das Ergebnis ist eine Serie, die stark ansetzt, in wichtigen Momenten aber zu glatt poliert wurde.

"Nine Perfect Strangers": ab jetzt Amazon Prime