Für die einen ist er ein Held und ein Kämpfer für eine bessere Menschheit. Die anderen werfen ihm Hochverrat und Gefährdung der Allgemeinheit vor.“ Diese zwei Sätze waren 2008 die Einleitung zum ersten Artikel in der Kleinen Zeitung zu JulianAssange. Am Befund hat sich in 13 Jahren wenig geändert, an den Lebensumständen des Wikileaks-Gründers hingegen viel. Seinen heutigen 50. Geburtstag verbringt der Australier in einem Hochsicherheitsgefängnis in London.

Die vor Gericht ausgefochtenen rechtlichen Etappen – zuletzt verweigerte die britische Justiz die Auslieferung an die USA – findet in einem Kräftemessen sein Gegenüber, für das Assange synonym steht: Wo bleibt im Geflecht von Militär, Geheimdiensten und Diplomatie das Recht der Allgemeinheit auf die Wahrheit? Veröffentlichungen über US-Militäreinsätze im Irak und Afghanistan, ermöglicht durch die Whistleblowerin ChelseaManning (damals noch Bradley Manning), forderten die Institutionen heraus und ließen, nebenbei, um Assange einen bemerkenswerten Personenkult entstehen. Die USA werfen ihm vor, Daten gestohlen und damit Informanten in Gefahr gebracht zu haben.

In der Zermürbungsschlacht, die Assange seither austrägt, ist Lebenszeit die Munition: Seit er 2012 in die ecuadorianische Botschaft in London geflüchtet war, lebte er unfrei. Zuvor hatten ihm in Schweden mehrere Frauen sexuellen Missbrauch vorgeworfen, die Ermittlungen wurden mittlerweile eingestellt. 2019 entzog ihm Ecuadors neuer Präsident Lenín Moreno die Gunst, Assange wurde in Großbritannien verhaftet. Sollte er doch noch an die USA ausgeliefert werden, drohen ihm 175 Jahre Haft. Auf der anderen Seite stehen jene, deren Taten durch Wikileaks öffentlich wurden und dennoch ungeahndet blieben: Geheimdienstangehörige, die in Guantanamo folterten, oder Soldaten, die im Irak unschuldige Zivilisten töteten.

Indes gibt es auch Lichtblicke für Assange. Seine Verlobte StellaMoris kündigte öffentlich an, dass die beiden bald heiraten würden – notfalls auch hinter Stacheldraht.