Die österreichische Berichterstattung über Muslime empfindet Muhamed Beganović allgemein als einseitig und wenig vielfältig: "Es kann doch nicht sein, dass Muslime und Musliminnen nur dann vorkommen dürfen, wenn irgendwo ein Terror-Anschlag stattfindet oder wenn wieder einmal die Kopftuchdebatte losgetreten wird." Im Gegenzug würden die "philosophischen, feministischen, künstlerischen Stimmen" von Muslimen fehlen.

Diesen möchte der 32-Jährige nun mit dem vierteljährlich erscheinenden Magazin "Qamar“ (arabisch für Mond) eine Bühne bieten.
Als persönliches Schlüsselerlebnis für die Gründung des von Muslimen und (nicht nur) für Muslime gestalteten Magazins erzählt der in Skopje geborene Journalist ein Bewerbungsgespräch mit einem Chefredakteur vor einigen Jahren: Dieser teilte ihm mit, dass er bei Muslimen zu wenig Bildungs- und Integrationspotenzial sehe – den Job bekam er nicht. "Qamar“ soll laut Beganović ein Gegenentwurf dieser Haltung sein, und zeigen, "dass Musliminnen und Muslime etwas drauf haben und ein wertvoller Teil der Gesellschaft sind“.

Das Konzept für das Magazin reifte sieben Jahre lang, bevor Ende 2020 die erste Ausgabe erschien. Seit dieser Woche ist die zweite Ausgabe fertig. Als roter Faden zieht sich das Thema "Hand“ durchs Blatt: Zu lesen ist da von einer blinden Muslimin, die als "Tumorfahnderin“ Brustkrebse ertastet, oder von Comics, die das Thema des Händereichens augenzwinkernd thematisieren. Auch die neue Reihe namens "Glaubensbekenntnis" findet sich darin, in der ein "kluger Kopf" gefragt wird, was er oder sie glaubt. Einzige Einschränkung: "Die Antwort darf nicht 'an Gott' lauten."

Chefrdakteur und Ideengeber: Muhamed Beganović.
Chefrdakteur und Ideengeber: Muhamed Beganović. © KK

Inhaltliche Breite zeichnet Qamar aus, optisch fällt die qualitative Hochwertigkeit und der Fokus auf Bildelemente auf, wobei besonders die Fotostrecke über Flüchtlinge an der Grenze Bosniens zu Kroatien ins Auge springt.

Die Rückmeldungen auf die "Qamar“ Premiere im Dezember seien fast nur positive gewesen. Viele Leute hätten gratuliert und sich bedankt, ist Beganović zufrieden, der zugleich einschränkt: "Ich habe mir jetzt nicht die Kommentare unter irgendwelchen Social Media- Plattformen angesehen.“