Wird Dresden zum deutschen Napoli? Aus der süditalienischen Stadt war zuletzt vermeldet worden, dass Bedrohungen gegen Rettungskräfte an der Tagesordnung stünden. Rettungsfahrer werden von der Mafia angehalten, in gewissen Bezirken Folgetonhorn und Blaulicht nicht einzuschalten, um das Drogengeschäft nicht zu stören. Auch mit Todesdrohungen soll das medizinisches Personal regelmäßig konfrontiert werden.

Der „Tatort“ aus Dresden wich davon etwas ab: Zwar wurden hier Sanitäter nicht nur bedroht, sondern auch eiskalt umgebracht, zugleich entpuppte sich "Rettung so nah" am Ende als klassische individuelle Rachestory. Das Trauma, sein eigenes Kind verloren zu haben, ließ Johanna Schlüter (Annika Blendl) zur Mörderin werden. Bemerkenswert wenig erfuhr man über den Tathergang: Wie kam Schlüter zu den Tatorten, sprach sie ihr erstes Opfer an? Wie kam sie zu den Dienstplänen? Vieles bleibt im Dunklen, übrig bleibt nur das finale Geständnis.

Im Gegensatz zur konventionellen Auflösung des Falles, entwickelte die Geschichte über die Rettungssanitäterin Greta Blaschke (beeindruckend Luise Aschenbrenner) einen Drama-Sog, der sich vom eigentlichen WhoDoneIt-Krimi emanzipierte. Als Alleinerzieherin gefordert und von den eigenen traumatischen Erfahrungen überfordert, steht Blascke vor der Explosion. Dass sie bis zum Ende nicht explodiert, ist mitunter das Überraschendste an diesem "Tatort". Das Ermittlerteam ist nach dem Abgang von Alwara Höfels weiterhin von Distanz geprägt. Nachfolgerin Cornelia Gröschel fügt sich unauffällig ein, Karin Gorniak (Karin Hanczewski) gibt die angeschlagene Kommissarin.

Fazit: Das „Tatort“-Team aus Dresden fällt nicht durch Humor, Sarkasmus oder große Tradition auf. Die große Strahlkraft ist in anderen "Tatort"-Teams angesiedelt. In Sachsen versteht man immerhin, stimmige Krimis zu machen, die bis zum Schluss packend bleiben.

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