"Do you live in a news desert?“ (Leben Sie in einer Nachrichtenwüste?), fragt eine Website der University of North Carolina. Auf dieser sind auf einer Karte in gelben und roten Farben jene US-Counties markiert, in denen nur noch eine oder gar keine lokale Zeitung mehr erscheint. Die Illustration macht deutlich: Mehr als die Hälfte aller Counties ist gefährdet, seinen Lokaljournalismus zu verlieren, wobei es sich bei den Zeitungen häufig um wöchentlich erscheinende Publikationen handelt. Die Coronakrise lässt die Nachrichtenwüsten expandieren: 38.000 Medien-Mitarbeiter wurden in den USA seit März entlassen, beurlaubt oder Lohnkürzungen unterzogen, schätzt die „Financial Times“.

Die USA sind mit dieser durch die Coronakrise verschärften Entwicklung keine Insel: Media24, Afrikas größtes Zeitungs- und Zeitschriftenverlag, will 500 Stellen streichen und mehrere Publikationen einstellen. Der britische „Guardian“, der online weiter auf freiwillige Zahlungen setzt, muss sich von 180 Mitarbeitern trennen – darunter 70 Redakteure. Medienmogul Rupert Murdoch kündigte an, 76 australische Regionalzeitungen nur noch online erscheinen zu lassen, 36 weitere zu schließen. Auch der Rundfunk reagiert: ABC in Australien baut 250 Stellen ab, die BBC 520. Diese Zahlen sind bloß Spitzen eines Eisbergs.
Inmitten dieser Krise zeigt sich eine Kontinuität: Einige große Medien, wie die „New York Times“ oder die „Washington Post“, wachsen gerade während dieser wirtschaftlich prekären Lage und bleiben damit die Ausnahme. Jüngste Zahlen des zweiten Quartals aus Deutschland zeigen massive Auflageneinbrüche bei den Zeitschriften und Zeitungen. Großkaliber wie „Bild“ (minus 18 Prozent), „FAZ“ (minus 17,7 Prozent) oder „Focus“ (minus 22,3 Prozent) verloren massiv, während „Die Zeit“ mit 521.927 Exemplaren ein Rekordergebnis erreichte.

Mehr Mauscheleien, weniger Kontrolle

Doch das Loch, das verloren gegangener, qualitativ hochwertiger Lokaljournalismus hinterlässt, können überregionale Medien wie „Die Zeit“ nicht ausgleichen. „Es gibt mehr Mauscheleien, wenn die öffentliche Kontrolle und die Wächterfunktion durch die Medien fehlen“, sagt Journalismusforscherin AlexandraBorchardtüber News Deserts. Die Wahlbeteiligung sinkt, die Verschwendung öffentlichen Geldes steigt, wenn keine lokale Zeitung berichtet.

Wer abseits von der Coronakrise nach dem „Warum?“ fragt, landet rasch bei der Konkurrenz digitaler Plattformen und sozialer Netzwerke. Laut einer aktuellen Analyse, die unter dem Titel „Digital 2020“ erschien, sind 3,96 Milliarden Menschen, mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung (ab 13 Jahre), in Sozialen Netzwerken aktiv.