Ein Rückblick lohnt. Am Vormittag des 3. Mai 2016 teilte Didi Mateschitz das Ende von Servus TV mit. Auf niedrigem Niveau stagnierende Marktanteile sowie Gerüchte über eine Betriebsratsgründung ließen den österreichischen Milliardär die Lust am eigenen Sender verlieren. Rund 30 Stunden nach dieser Bekanntgabe folgte die Kehrtwende, die Kündigungen wurden zurückgenommen, die Idee einer Betriebsratsgründung war vom Tisch und das millionenschwere Projekt fand seine Fortsetzung.

Nicht einmal vier Jahre später ist von Sendeschluss keine Spur mehr. In Bezug auf die Marktanteile – im Jänner hohe 3,5 Prozent – spielt der Privatsender in einer anderen Liga. Auch im übertragenen Sinn: Ab der Fußballsaison 2021 soll der Salzburger Sender, wie berichtet, Spiele der Champions League und der Europa League übertragen. Dieses millionenschwere, langjährige Rechtepaket darf wie das (nicht minder teure) neue Studio am Stadtrand von Salzburg als beachtliches Bekenntnis des Eigentümers zu seinem Sender verstanden werden.

Black Tower nennt Servus den Neubau, der direkt an die Heimstätte des Bundesligisten angrenzt. Vom obersten Stockwerk könne man ins Stadion blicken, wenn man keine Karten bekommen hat, scherzt Sender-Intendant Ferdinand Wegscheider bei einem Rundgang. Der Teppichboden grau, die Wände mit schwarzen Wollteppichen oder mehrteiligen Bildschirmen verkleidet. Bis oben hin mit Dosen angefüllte Kühlschränke laden zur Entnahme.

Gebaut wurden zwei Studios. An der Tür des kleineren, 100 Quadratmeter messend, werden Eintretende vor mobilen Robotern gewarnt. Tatsächlich surren drei Kamera-Roboter durch den Raum, der von nahtlos ineinander übergehenden Videowalls (fast 60 Quadratmeter) umrahmt wird. Effizienter, flexibler sei das neue System, für Breaking-News-Situationen prädestiniert. Es gebe kein moderneres Studio in Europa, attestiert Wegscheider. Das zweite, größere Studio gibt dem Sender die Möglichkeit, bis zu 100 Personen als Live-Publikum einzuladen. Auch ist ein ebenerdiger Zugang integriert. „Wenn man ein Formel-1-Auto in der Sendung präsentieren will, dann braucht man bloß die Flügeltüren zu öffnen.“ Im davor angemieteten Studio wäre maximal ein Motorrad möglich gewesen, sagt der Sender-Chef. Fehlen bloß noch die passenden Formel-1-Übertragungsrechte.

"Wir haben bei 20.000 Zuschauern begonnen", erinnert sich Info-Chef Hans Martin Paar an die Nachrichten-Anfänge des Senders. Heute gehören die "Servus Nachrichten" zu den reichweitenstärksten Formaten des Senders. 140.000 Zuseher schalteten am Mittwoch ein, nur der "Quizmaster" wurde von mehr Menschen verfolgt.

Verpflichtet das Potenzial?

Die Frage, wie die neuen Studios die Strategie des Privatsenders mittelfristig ändern, lässt man vorerst ebenso unbeantwortet wie die Frage nach dem Preiszettel der Hightechausrüstung. Größere TV-Shows überließ der 2009 gegründete Sender bislang der Konkurrenz. Um das Potenzial der neuen Studios auszuschöpfen, wird man auch in diesem Segment aktiver werden müssen.

Zunächst gelte es jedoch, die Möglichkeiten des Neubaus zu erkunden, betont Wegscheider. „Es ist wie mit einem neuen Handy: Am Anfang ist man schon happy, wenn man die Grundfunktion Telefonieren beherrscht. Erst nach und nach kommt man darauf, was für andere Möglichkeiten sich dadurch ergeben.“