Die Kondolenzbezeigungen waren zahlreich und ehrerbietig - dennoch schlägt der Tod des früheren ORF-Chefs Gerhard Weis plötzlich ungeahnte Wellen. Nachdem über alle Parteigrenzen hinweg Beileidsbekundungen zum Tod des einstigen Generalintendanten eingegangen waren, hat sich nämlich ein Sohn des letzte Woche verstorbenen Medienmanagers auf Facebook mit einem wütenden Posting zu Wort gemeldet.

Da Weis im Jahr 2002 von der damaligen schwarz-Blauen Regierung durch Monika Lindner ersetzt worden war, kränkten Florian Weis die Betroffenheitsadressen von ÖVP- und FPÖ-Politikern. In einem offenen Brief auf Facebook kritiserte er nun beide Parteien: „Wenn ich von Euch noch eine einzige Kondolenz zum Ableben meines Vaters lese, muss ich mich übergeben. Den angeblichen ,großen Medienmanager' (Zitat: Norbert Hofer) und die ,starke Stimme des öffentlichen Rundfunks' (Zitat: Gernot Blümel) habt ihr gemeinsam eiskalt abmontiert. Ihr habt extra ein neues Gesetz beschlossen um die Amtszeit meines Vaters frühzeitig zu beenden und ihn durch Monika Lindner ersetzen zu können. Weil mein Vater für etwas stand, das ihr nicht wolltet."

Der frühere Medienminister Gernot Blümel (ÖVP) hatte Weis in seinem Kondolenztext als "gleichermaßen Fernsehmacher und Medienmanager" bezeichnet und ihm bescheinigt,  "nicht nur neue, innovative Sendeformate" hervorgebracht zu haben. Weis habe auch "den ORF modernisiert und in das 21. Jahrhundert geführt."

Daneben hatte FPÖ-Obmann Norbert Hofer Weis als "großen
Medienmanager" gewürdigt, der die Entwicklung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks maßgeblich geprägt habe. Ein großer Verdienst sei die Modernisierung des Unternehmens und die Entwicklung von mutigen und erfolgreichen TV-Formaten. Für FPÖ-Mediensprecher Hans-Jörg Jenewein war Weis gar "eine der bedeutendsten Persönlichkeiten in der Geschichte des ORF".

Er wolle seine Kritik nicht falsch verstanden wissen, schrieb Weis weiter in seinem Brief: „Ich weiß, wie Politik und Medienarbeit funktionieren“, hielt Weis, der als Pressesprecher im Stadtservice Wien tätig ist, fest: „Aber Eure tiefe Betroffenheit, weil er ja angeblich so ein toller ORF Chef war, ist nicht nur ekelerregende Heuchelei, sondern pietätslos meiner gesamten Familie gegenüber. Manchmal wäre es vielleicht besser einfach zu schweigen. Danke.“