Nach kurzer schwerer Krankheit ist Gerhard Weis, der ehemalige Generalintendant des ORF am gestrigen Freitag, dem 26. Juli 2019, im Kreis seiner Familie verstorben. Mit Gerhard Weis verliert Österreich einen großen, besonnenen Denker und zukunftsweisenden Medienmanager, der Radio und Fernsehen des Landes wesentlich geprägt hat.

"Der Tod von Gerhard Weis macht mich tief betroffen", trauert ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz um Weis. "Gerhard Weis war einer der großen Architekten eines modernen, vielfältigen und relevanten ORF. Er hat nicht nur die Regionalisierung und 'Verösterreicherung' vorangetrieben, sondern den ORF auch als Fenster zur Welt etwa mit der Teilnahme an 3sat aufgebaut."

Start als Journalist

Gerhard Weis wurde am 1. Oktober 1938 in Wien-Brigittenau geboren. Seine journalistische Karriere startete er 1958 als Zeitungsjournalist. 1967 kam der "strukturelle Frühaufsteher" zum ORF - zunächst als innenpolitischer Redakteur, später als Ressortleiter Innenpolitik. Ab 1973 leitete Weis die ORF-Hauptabteilung Öffentlichkeitsarbeit, von 1974 bis 1978 war er Intendant für das erste Fernsehprogramm. Es entstanden Serien wie die "Alpensaga" sowie die Magazine "Schilling" und "Land der Berge". 1979 folgte die Leitung der Abteilung "Öffentlichkeitsarbeit, Koordination und Unternehmensplanung" in der ORF-Generalintendanz.

Weis war während dieser innovativen Zeit auch Chefredakteur in der Generalintendanz. Die Verwirklichung des Gemeinschaftsprojekts "3sat", die Gründung des "Teletext", der Minderheitenredaktion und die Einführung der Föderalismusschiene "Bundesland heute" fielen in diese Periode. Im März 1992 wurde Weis zum Intendanten des Landesstudios Wien bestellt.

Hörfunkintendant

Ab Oktober 1994 war Weis als Hörfunkintendant tätig und führte erfolgreiche Reformen bei Ö1, das er zum meistgehörten Kultur- und Informationssender Europas umgestaltete, und Ö3, das er erfolgreich auf den dualen Radiomarkt vorbereitete, durch. Seit Februar 1997 war er darüber hinaus Generalsekretär.

ORF-Generalintendant

1998 wurde er zum ORF-Generalintendant gewählt. In seiner Amtszeit (1998 bis 2001) als Generalintendant hat Weis das öffentlich-rechtliche Profil des ORF gestärkt: Information, Wissenschaft und Kultur wurden im Fernsehen ausgebaut, die Marktanteile gehalten. Mit FM4 wurde ein neues vorwiegend fremdsprachiges Jugendkulturradio aus der Taufe gehoben. "Report international", "Euro Austria", "Bundesland heute" am Wochenende, aber auch "Die Barbara Karlich Show", "Die Millionenshow" oder "Taxi Orange" waren einige der Fernsehformate, die unter Weis auf Sendung gingen.

Dass  Gerhard Weis Kunst und Kultur und deren Vermittlung an alle Bevölkerungsschichten ein besonderes Anliegen war, spiegelt sich auch in seinem Engagement bei den Vereinigten Bühnen Wien wider, deren Aufsichtsratsvorsitz er bis zuletzt über zwei Jahrzehnte innehatte.

Gedenken im ORF

Die aktuellen ZiB-Ausgaben und die Nachrichtensendungen und Journale der ORF-Radios gedenken heute an Gerhard Weis. ORF III erinnert am Montag, dem 29. Juli, um 19.45 Uhr in einem "Kultur heute spezial": Neben Generaldirektor Dr. Alexander Wrabetz kommen zahlreiche Freunde und Wegbegleiter zu Wort. U.a. Journalistenlegende Hugo Portisch, Time Warner International Chef Gerhard Zeiler, ORF-III-Chefredakteurin Ingrid Thurnher, der Geschäftsführer der Vereinigten Bühnen Wien, Franz Patay, Lebensfreund, ehemaliger Informationsintendant und Ars-ElectronicaGründer Hannes Leopoldseder, die Direktorin des jüdischen Museums Wien und langjährige ZiB 1-Anchorwoman Danielle Spera, Filmproduzent Rudolf Klingohr, Kulturmanager Josef Kirchberger, u.v.a.