Zwei zwielichtige Typen auf Shoppingtour im Baumarkt. Im Einkaufswagen landen Zangen, Klebeband, Kabelbinder. Kein Wort wird gesprochen, doch der Zuseher ahnt schon, wie dieser Thriller weitergehen könnte. Der Titel „Kidnapping Stella“ macht aus dem zentralen Handlungselement der deutschen Netflix-Produktion ohnehin kein Geheimnis.

Thomas Siebens Film wurde ursprünglich fürs Kino gedreht. Dann kam Netflix und sicherte sich die Rechte am Remake des englischen Low-Budget-Thrillers „Spurlos“ aus dem Jahr 2009. Der Einstieg in das Filmprojekt ist Folge des Expansionskurses der Streamingplattform in den deutschsprachigen Raum – und zugleich Ausdruck der angespannten Lage, in der sich die Kinobranche befindet. In einem Interview mit „Spiegel Online“ erklärte Regisseur Sieben, wie es zum Netflix-Deal kam: "Die Branche weiß ja: Es wird nicht einfacher im Kino. Filme, die vor fünf Jahren noch 20.000 Zuschauer gesehen haben, kommen jetzt vielleicht noch auf 3000 – und dann kann man noch froh sein."

Der Film ist ein Wiedersehen: Jella Haase und Max von der Groeben standen gemeinsam für „Fack ju Göhte“ vor der Kamera. Haase und Clemens Schick kennen sich bereits aus „Vier Könige“. Die drei sind die Protagonisten eines schauspielerisch herausfordernden Kammerspiels, das sich über 90 Minuten die längste Zeit auf engem Raum abspielt. Das Gegenteil von Brachialspaß à la „Fack ju Göhte“. Jella Haase spielt das auf ein Bett gegurtete Entführungsopfer, Schick den knochenharten Bösewicht, Groeben den Kriminellen mit weichem Kern. Zwischendurch wird es auch körperlich: „So einen Film zu drehen, tut weh auf verschiedenen Ebenen, weil es rau ist, weil es zur Sache geht“, erzählt Schick. Das mit 16 Jahren angegebene Alterslimit ist keinem Irrtum geschuldet.