Mit dem Ball rollt auch der Rubel – weshalb der Fußball rollt und rollt und am öffentlich-rechtlichen Fernsehen immer öfter vorbeirollt. Gerade ging für den ORF die erste Saison zu Ende, in der er weder Bundesliga-Livespiele noch Partien der Champions League übertragen durfte. Die Europa League ist seit Längerem beim Privatsender Puls 4 beheimatet und wurde dort dank der Siege von RB Salzburg zur Erfolgsgeschichte. Dem ORF bleibt im teuren Fußballzirkus zusehends die Zuschauerrolle ohne eigene Zuschauer, was auch Spuren in den Quoten des Öffentlich-Rechtlichen hinterlässt: Der Sender geht aufgrund des kleineren Kick-Angebots von einem Verlust von zwei Prozentpunkten bei den Marktanteilen von ORF 1 aus.

Seit der Saison 2018/19 sind Bundesliga-Livespiele nur noch für Sky-Kunden zu sehen. Ein Angebot, dass sich der Bezahlsender rund 34 Millionen Euro pro Saison kosten lässt. Ausnahme der Exklusivität sind vier Spiele über A 1now: Zahlen zu den Erfahrungen der abgelaufenen Saison will A 1 keine nennen, man sei aber „mit der Entwicklung der Zuschauerzahlen sehr zufrieden“ und werde die Zusammenarbeit mit Sky fortsetzen. Sky selbst bezeichnete das erste Bundesliga-Jahr als Erfolg: Im Durchschnitt habe Sky pro Spieltag rund 1,2 Millionen Fußballfans erreicht, ist Christine Scheil, Geschäftsführerin von Sky Österreicher, erfreut. Der Hintergrund der Zahl: Die 1,2 Millionen Kontakte beziehen sich auf alle Kanäle, in denen Bundesligaspiele oder Teile davon zu sehen waren: von Sky, Laola 1 bis ORF.

"Wir hätten sicher noch Luft nach oben"

Die Reichweiten von König Fußball liegen freilich deutlich unter jenen der Vergangenheit. Exklusivität ist Trumpf. Das weiß auch Hans Peter Trost, Sportchef des ORF: „Ich hätte natürlich sehr gerne wieder Livespiele gehabt.“ Aber das sei „kein Jammern. Wir müssen schauen, wir mit den Angeboten, die wir machen können, weiterkommen.“

Bestrebungen von Ex-Sportminister Heinz-Christian Strache, Bundesliga-Live über die Fernsehschutzliste zurück ins öffentlich-rechtliche Fernsehen zu bringen, sind mit dem Ende der türkis-blauen Regierung zumindest vorerst obsolet. Dem ORF bleibt, dank langfristiger Planung beim Erwerb von Übertragungsrechten, dennoch ein beachtlicher Fußball-Fahrplan: Europameisterschaft 2020, Weltmeisterschaft 2022, Nations League, der ÖFB Cup und die am Sonntag beginnende U-21 Europameisterschaft in Italien. „Wir müssen, was Sportrechte betrifft, fünf bis sieben Jahre vorausplanen“, erklärt Trost. Das birgt Chancen und Risiken: Ein Glücksfall war die Damen-Fußball-EM 2017, als es das ÖFB-Team bis Halbfinale schaffte.

Dazu kommen im ORF die Zusammenfassungen der Bundesligaspiele am Samstag- und am Sonntagabend. Ein schwieriges Terrain, wie Trost weiß: „Da hätten wir sicher noch Luft nach oben.“ Der Durchschnittswert am Samstag lag bei sechs Prozent, am Sonntag bei neun Prozent Marktanteil. Beide Werte liegen unter dem Senderschnitt. Allerdings müsse man sich an ein enges Korsett anzupassen, erklärt Trost: Erst ab 19.30 Uhr dürfen die Spiele in jeweils maximal drei Minuten zusammengefasst werden.

Puls 4 stark mit Salzburg

Puls 4 setzt auch 2019/20 auf die Europa League als Zugpferd. Im Saisonschnitt errichte der Sender mit Salzburg & Co. 269.000 Zusehern und 10,8 Prozent in der Zielgruppe der 12 bis 49-jährigen. Dank Kooperation mit Sky-Konkurrent Dazn zeigte Puls 4 heuer zudem Zusammenfassung der englischen Premier League – eine Zusammenarbeit, der man Modellcharakter beimisst.

Bestrebungen, stärker ins Fußball-Geschäft einzusteigen, kennt man auch bei Servus TV. Nach der gescheiterten Kooperation mit Sky – nach zwei von sechs geplanten Spielen der Deutschen Bundesliga wurde die Zusammenarbeit beendet – setzt man in Salzburg auf den DFB-Pokal. Bis 2022 werden inklusive Finale mindestens acht Partien pro Saison live übertragen.