Ab sofort sieht man Sie wieder als Pfarrer Sanman im TV. Wie ist es, einen Deutschen zu spielen, wenn man in Russland geboren, in Israel aufgewachsen und nun in London zu Hause ist, Herr Donskoy?
Daniel Donskoy: Jemanden zu spielen, der jemanden anderen verkörpert, gibt dir endlose Möglichkeiten des Spiels, weil nichts falsch sein kann. Du baust dir zwei Charaktere auf, hast so viele Sub-Ebenen, die du bedienst und kannst mit dem Publikum spielen. Eine tolle erste Rolle, ein toller Einstieg in Deutschland.

Wann war der Druck größer? Vor der ersten oder vor der zweiten Staffel?
Daniel Donskoy: Hundertprozentig vor der Ersten. Da wusste ich überhaupt nicht, ob es ankommen. Ich hatte ja noch nie eine Hauptrolle. Allein der Gedanke, dass ich jetzt gerade auf meinem Sofa sitze und wie zwei Millionen andere Menschen gerade „Sankt Maik“ anschauen, ist krass.

Spürten Sie am schon Set, dass die Serie auch für die Zuseher funktionieren wird?
Daniel Donskoy: Ich dachte mir schon, dass man da etwas herausholen kann. Neu war für mich, im deutschen Comedy-Segment zu arbeiten. Ich habe davor eine britische Sitcom gedreht und wie bei euch in Österreich lebt der britische Humor vom Sarkasmus und von der Ironie. Das ist in Deutschland anders.

Was mach den österreichischen Witz aus?
Daniel Donskoy: Ich muss persönlich sagen, mir gefällt der österreichische Humor um einiges besser als der deutsche. Allein wenn man sich Sachen wie „Braunschlag“ ansieht. Das ist das Höchste der Gefühle – alles was Schalko macht. Ich habe auch die Ulrich Seidl-Filme gefeiert. In Österreich wird sich einfach mehr getraut. Das Boshafte, ich mag das sehr, sehr gerne.

Woher kommt diese Österreich-Affinität?
Daniel Donskoy: Ich bin seit elf Jahren jede Weihnachten in Wien, da meine beste Freundin Österreicherin ist. Dadurch habe ich auch einen riesigen Österreicher-Freundeskreis in Berlin. Wir haben zu Ostern auf einer Dachterrasse gesessen und Rainhard Fendrich gesungen. Das war sehr lustig.

Die Konstellation in „St. Maik“ erinnert an eine Bühnen-Verwechslungskomödie: Kleinkrimineller spielt Pfarrer. Half Ihnen Ihre Theatererfahrung bei den Dreharbeiten?
Daniel Donskoy: Vor der Kamera musst du glauben, dass ein Augenschlag reichen kann, um eine Geschichte zu erzählen. Ich habe viel Theater gespielt, vor allem in England, und es war immer sehr groß, etwa wenn man Shakespeare oder Tennessee Williams spielt. Das ist es immer hoch und dramatisch und man macht alles mit den Händen und mit gestützter Stimme. Sich fürs Fernsehen zu reduzieren war eine schwere Aufgabe. Auch deswegen war "Sankt Maik" wie eine zweite Schauspielschule für mich.

Zur Schauspielerei kommt bei Ihnen die Musik, vor einigen Tagen erschien ihre erste EP.
Daniel Donskoy: Die Abwechslung macht Spaß. Ich habe hier super-corporate für den größte Privatsender Europas gearbeitet und bei der Musik arbeite ich alleine. Das ist so ein geiler Kontrast.

Alles läuft nach Plan?
Daniel Donskoy: Ich werde im Herbst das erste Mal auf Tour gehen, spiele im Sommer zum ersten Mal auf Festivals und entwickle mich stetig voran. Ich bin als Musiker viel ungefilterter, muss keine Rolle spielen, erzähle aus meinem Leben.

Ist „Sankt Maik“ auch für eine dritte Staffel gut?
Daniel Donskoy: Man könnte das bestimmt weitererzählen, aber das lineare Fernsehen wird eben an den Quoten gemessen. Am Ende entscheidet der Sender.