Sind Höchstleistungen nur mit Druck, Drill und hartem Training zu erreichen? Gehört das Leiden dazu? Auch wenn es um Kinder geht? Müssen Menschen, die an die Spitze kommen wollen, Erniedrigungen, Beleidigungen und verbale Attacken erdulden? Und drohen die Grenzen zwischen Disziplin, Konsequenz, Beharrlichkeit, Motivation und körperlicher Züchtigung zu verschwimmen? Das wollte Claudia Reiterer von ihren Gästen wissen. Es diskutierten: Karina Sarkissova (Erste Solotänzerin an der Budapester Oper, Choreografin, Jury-Mitglied bei "Dancing Stars"); Jolantha Seyfried (ehemalige geschäftsführende Leiterin Ballettschule der Wiener Staatsoper); Günter Bresnik (Tennistrainer); Felix Gottwald (Trainer und Coach, mehrfacher Olympiasieger); Monika Pinterits (Kinder- und Jugendanwältin, Sozialarbeiterin).

Diskutantin polarisiert

Sarkissova, als Petzner-Jurorin noch bekannter als früher und hier ohne Haarteile und mit Perlenkette gestylt, hat wohl auch als Diskutantin polarisiert, als sie Worte wie „überbewertet“ zum Skandal in den Mund nahm oder sagte: „Wehleidige Menschen, die in diesen Beruf nicht gehören!“ Aber man verstand sie auch zwischen den Zeilen und durfte ihre eigene Kindheit, ihre Schmerzen, ihren Verzicht auf einiges und ihr Streben nach roten Rosen einmal live im ORF kennenlernen.

Kaum Neues

Seyfried, die sich selbst als "gescheitert" in ihrer damaligen Funktion sah, gewährte einen guten Einblick in eherne Strukturen. Jeder Lehrer mache, was er wolle. Regeln und Strukturen seien gefragt. Unterm Strich hat die Diskussion, die in unaufgeregter „Im Zentrum“-Atmosphäre im Vergleich zu anderen Themen stattfand, jedoch kaum Neues an den Abend gefördert, wobei man noch mehr sah, dass das System krankt und eine verpflichtende Ballettpädagogenausbildung her muss! Ein wichtiger Satz: „Demütigung fördert keine Leistung!“ Und die Differenzierung zwischen Fordern, Fördern und Überfordern muss bei den Verantwortlichen genauer und schärfer im Blick sein. Und das sind nie die Kinder, die Verantwortlichen. Für Wortmeldungen wie „Erfolglos sein ist auch eine gewisse Art von Leiden“ blieb wie so oft zu wenig Zeit. Es soll ja jeder an die Reihe kommen...