Wenige Tage vor dem 60. Geburtstag ist bei der „Kronen Zeitung“ von Feiern keine Spur. Ein schwellender Eigentümerkonflikt der Hälfteeigentümerfamilie Dichand und Mitgesellschafter Funke ist neu ausgebrochen und wird über Stellvertreter-Medien in seinen schmutzigsten Facetten ausgetragen. Jüngste Episode: „Krone“-Herausgeber ChristophDichand soll Spesen für private Zwecke eingesetzt haben, berichtet WolfgangFellners Gratisblatt „Österreich“. Es gehe um angeblich dienstlich bezahlte Privatflüge, einen Ski-Urlaub oder Fahrten mit dem Chauffeur. Die Funke-Gruppe werde Dichand deswegen auf Entlassung klagen, heißt es.

Die Retourkutsche kam umgehend. Einerseits von Eva Dichands „Heute“, wo Neo-Miteigentümer RenéBenko als „Raubritter“ bezeichnet wird, der den „Krone“-Herausgeber aus dem Amt mobben wolle. Zudem seien die Spesen-Vorwürfe wörtlich „Peanuts“ und „haarsträubend“. Auch Christoph Dichand selbst meldete sich zu Wort: Die Vorwürfe seien „konstruierte Behauptungen“, er kündigte eine Ausschlussklage gegen die Funke-Gruppe „wegen zahlreicher Treuwidrigkeiten“ an. Er sieht einen „Angriff auf die Unabhängigkeit der Krone“ und unterstrich, für „Vermächtnis und Auftrag“ seines Vaters HansDichand kämpfen zu wollen.

Eva Dichand ("Heute") und Christoph Dichand ("Kronen Zeitung").
Eva Dichand ("Heute") und Christoph Dichand ("Kronen Zeitung"). © (c) GEPA pictures (GEPA pictures/ Hans Oberlaender)

Friedlich war das Einvernehmen zwischen den „Kronen Zeitung“-Besitzern selten oder nie. Mit Scharmützeln um Geld und Macht beschäftigen die Familie Dichand und die Funke-Gruppe seit Jahren ihre jeweiligen Anwaltsbüros. Durcheinander kam die eingeübte Streiterei im vergangenen November, als sich Immobilientycoon Benko mit einem Überraschungscoup indirekt mit 25 Prozent in die „Krone“ einkaufte. Mit diesem Stück der Torte will sich der Milliardär aber offenbar nicht begnügen, und die Funke-Gruppe hat Interesse, ihr mühsames „Krone“- und „Kurier“-Engagement zu beenden.

Rene Benko kaufte sich im November über seine Signa Holding bei der "Krone" ein.
Rene Benko kaufte sich im November über seine Signa Holding bei der "Krone" ein. © (c) APA/HANS KLAUS TECHT (HANS KLAUS TECHT)

Als Hemmschuh erwiesen sich Verträge, die der Herausgeberfamilie unabhängig vom Geschäftsgang jährlich und vorab einen hohen einstelligen Millionenbetrag zusichern sollen – unabhängig vom Geschäftsergebnis. Dieser Tage landet diese Gewinngarantie wieder einmal vor einem Schiedsgericht. Ein ähnliches Schiedsgerichtsverfahren ging im Vorjahr zugunsten der Dichands aus. Der Hintergrund: Dem Vernehmen nach will Benko die restlichen Funke-Anteile nur übernehmen, wenn die millionenschwere Garantie verschwindet.

Der jüngste „Krone“-Krieg hat nicht nur Potenzial für einen echten Boulevardkrimi österreichischer Provenienz, er könnte sich für den 54-jährigen Dichand auch zu einer ernst zu nehmenden Gefahr auswachsen. Hohe, nicht gerechtfertigte Spesen durch den Herausgeber wären dem Image seines Mediums wenig dienlich. „Nachdrückliche Unterstützung“ erhält er aus dem Betriebsrat. Seine Abberufung würde der Zeitung „enormen Schaden zufügen“.