Eine gewisse Ironie ist nicht zu übersehen: Der Facebook-Konzern hat vor einigen Wochen seine Pläne präsentiert, insgesamt 300 Millionen Dollar in die Förderung von Lokaljournalismus zu investieren. Damit will das soziale Netzwerk just jener Branche rettend unter die Arme greifen, die es auf mehreren Ebenen herausfordert: inhaltlich durch Fake News und finanziell durch eine milliardenschwere Werbe-Marktmacht. Hinzu kommt die Abhängigkeit von algorithmischen Veränderungen, die ein auf Facebook basierendes Geschäftsmodell ebenso schnell aufleben wie sterben lassen kann.

Facebook unterstützt mit seiner Förderung anderem die Initiative „Bringing Stories Home“ des Pulitzer Centers, in dem es um 12 lokale Berichterstattungsprojekte geht. Fünf Millionen Dollar sind dafür vorgesehen. Mit zwei Millionen Dollar wird „Report for America“ gefördert, was – geht es nach Facebook – in den USA zu einer Anstellung von 1000 Journalisten in lokalen Redaktionen führen soll. Eine Million geht an einen Fond, der Zeitungsverlage bei der Digitalisierung unterstützen soll. Das „Facebook Journalism Project“ konzentriert sich wiederum auf Aus- und Weiterbildung von Redakteuren. Das Journalismus-Projekt ist vorerst auf drei Jahre ausgelegt.

Neu ist die Idee nicht: Google investierte in den letzten Jahren mit einer ähnlichen Zielsetzung („Google News Initiative“) ebenfalls 300 Millionen Dollar in journalistische Angebote. Für Facebook geht es allerdings mehr als noch für Google auch um eine Imagekorrektur: Diverse Datenskandale, das Fake News-Etikett und der Ruf, für junge Nutzer uninteressant zu sein, haben der Marke geschadet – der wirtschaftlichen Entwicklung weniger. Da kommt die Journalismus-Initiative gerade recht. „Die Menschen wünschen sich mehr Lokalnachrichten und lokale Nachrichtenportale benötigen mehr Unterstützung“, ließ das Unternehmen wissen. Man habe „die Möglichkeit und die Verantwortung, Lokalnachrichtenagenturen zu fördern und auszubauen.“ Ob die Initiative mehr als ein PR-Versuch ist, das hartnäckige Image als „Fake-News-Plattform“ loszuwerden, bleibt vorerst offen.

1800 Zeitungsredaktionen sperrten zu

Die US-Zeitungslandschaft ist in einem üblen Zustand, wie eine aktuelle Studie der Universität von North Carolina zeigt: Seit 2004 verschwanden landesweit nicht weniger als 1800 Lokalzeitungen. Rund 200 der 3144 Countys der USA haben keine eigene Zeitung mehr. 7100 bleiben noch. Die Reduktion wirkt sich auch auf das politische Klima im Land aus, wie Wissenschaftler der Texas A&M Universität herausfanden. „Das Wahlverhalten war stärker polarisiert, wenn eine lokale Zeitung verschwunden ist“, erklärte Kommunikationsexpertin Johanna Dunaway.

Der faustische Pakt – wer im Riesennetzwerk präsent sein will, zahlt mit Daten und Inhalten – bringt auch Medien unter Druck, die im digitalen Mediengeschäft aufgewachsen sind. Innovative Anbieter wie BuzzFeed, Vice oder HuffPo haben in den letzten Wochen teils massive Personalkürzungen angekündigt. Ein Grund: Das Geschäftsmodell war primär auf die Distribution über die sozialen Netzwerke ausgerichtet, Alternative Einnahmequellen sind häufig unausgereift.