Herr Hofer, die „Seitenblicke“ laufen täglich um 20.05 Uhr in ORF 2 und feiern nun ihren 30. Geburtstag. Sie sind seit 2007 Chefredakteur und Sendungsverantwortlicher. Wie haben sich die Promis in der Zeit verändert? Sind sie gleich wie immer oder werden die Kameras noch mehr gesucht?
ALEXANDER HOFER: Die Suche nach dem Scheinwerferlicht der „Seitenblicke“-Kameras ist über die Jahre unverändert. Es gibt jene, die es aktiv suchen, jene, die warten und bei einer Frage freudig antworten, und jene, die etwas enttäuscht wirken, wenn das Kamerateam an ihnen vorbeizieht. Grundsätzlich hat sich die Anzahl an Themenangeboten kaum geändert, es sind eher mehr geworden. Also, gefeiert wird nach wie vor, obwohl seit der Finanzkrise und den strengeren Compliance-Regeln die „Seitenblicke“ zu manchen „großen Festen“ keinen Zutritt mehr haben.

Hat sich die Redaktion in den letzten 30 Jahren verändert?
ALEXANDER HOFER: Die „Seitenblicke“ waren und sind ein seriöses Gesellschaftsmagazin, manche nennen es ein „Gesellschaftskulturmagazin, mit dem Anspruch, die schönen Dinge des Lebens“ zu zeigen, die Fest- und Feierkultur, bei der allzu Menschliches nicht fehlen darf. Und ein Magazin, das weiß, dass man sich im Leben zwei Mal trifft - es wird niemand vorgeführt, lächerlich gemacht oder in unangemessenen Situationen gezeigt, außer die Protagonisten legen es selbst darauf an.

Könnten die „Seitenblicke“ nicht trotzdem eine Spur frecher werden?
ALEXANDER HOFER: Was ist frech? Die „Seitenblicke“ haben immer Wert darauf gelegt, weniger zu kommentieren, als zu dokumentieren. Witz und Ironie sind gern einmal zwischen den Zeilen verpackt, bewusst eingesetzte Spitzen gegen Gesprächspartner sind dem Publikum unangenehm.

Helmut Zilk ist der am sechsthäufigsten interviewte Prominente in 30 Jahren „Seitenblicke“. Allerdings starb er 2008. Finden Sie das nicht irritierend?
ALEXANDER HOFER: Irritierend wäre in den 21 Jahren „Seitenblicke“-Jahren mit Helmut Zilk nur, wenn er zu keinem Statement bereit gewesen wäre. In seinen vielen Rollen als Bürgermeister, Moderator, Ehemann einer Musical-Diva war er nicht nur ein gern gesehener Gast zahlreicher Veranstaltungen, sondern ein Garant für einen guten „Sager“.

Ich stelle mir vor, Ihre Redaktion ist immer wieder mit dem Vorwurf konfrontiert: „Warum filmt ihr denn immer dieselben ab?“ Welche Antwort geben Sie darauf?
ALEXANDER HOFER: Ich nenne gerne das Beispiel einer Publikumsreaktion zu einem Beitrag, der junge Schauspieler bei ihrer Arbeit gezeigt hat. Der Seher: „Das war ja keine ,Seitenblicke'-Gschicht, da hat man ja niemand gekannt!“

An welche Erlebnisse in Ihrer Zeit als Promi-Journalist denken Sie am liebsten zurück?
ALEXANDER HOFER: Immer an jene, wenn es gelungen ist, den prominenten Interviewpartnern Kluges und Philosophisches zu entlocken. Und wenn man feststellt, dass die „ganz Großen“ im Umgang völlig locker sind.

Und welches Erlebnis auf den roten Teppichen würden Sie lieber vergessen?
ALEXANDER HOFER: Das kann ich nicht sagen, ist leider schon passiert.