Das kann man noch gar nicht begreifen, was das bedeuten wird, wenn das erste Spiel auf unserem Sender läuft“. Wenn David Morgenbesser über die in zwei Monaten beginnende Europameisterschaft spricht, ist ein Funkeln in seinen Augen zu entdecken. Sein Sender, ServusTV, hat die österreichischen Übertragungsrechte in der Hand, die weniger attraktiven Spiele werden an ORF 1 sublizenziert.

Als Sportrechte-Experte geholt,verantwortet Morgenbesser mittlerweile den Bereich Commercial im Red Bull Media House und ist unter anderem für die kommerziellen Themen der Medienmarken ServusTV, Publishing und diverse Digitalplattformen verantwortlich. Die teuren Rechte – spekuliert wurde in Medien über mehr als 20 Millionen Euro für das Turnier – wollen, zumindest teilweise, wieder zurückverdient werden.

Dafür haben die Salzburger unter anderem die Zahl der Werbeminuten pro Stunde ein wenig erhöht, liegen aber weiterhin deutlich unter der privaten Konkurrenz. Über die Refinanzierung der Euro-Rechte will Morgenbesser keine Auskunft geben, verweist aber auf die umfassenden Vermarktungstätigkeiten, um eine „sehr gute Refinanzierungsquote zu erreichen“. Sublizenzen, Werbung und Public Viewing-Lizenzen zählen zu den Einnahmequellen – viel Neuland für den Servus-Sender. „Wir haben, glaube ich, keinen Redakteur, der nicht daran arbeitet“, umreißt der Deutsche den Gesamtaufwand der Euro.

David Morgenbesser kam 2019 als Sportrechteexperte von Sky nach Salzburg, heute ist er Chief Commercial Officer für das Red Bull Media House im DACH-Raum
David Morgenbesser kam 2019 als Sportrechteexperte von Sky nach Salzburg, heute ist er Chief Commercial Officer für das Red Bull Media House im DACH-Raum © ServusTV

Was der ORF gerne gehabt hätte

Was hat der ORF für ein ÖFB-Spiel bei der Euro geboten? „Nicht Kitzbühel, nicht Schladming“, antwortet Morgenbesser schmunzelnd und erinnert damit an entsprechende mediale Spekulationen über einen Rechttausch mit dem ORF. „Aber im Ernst: Sublizenzen sind Teil des Geschäfts.“ Bei der von 14. Juni bis 14. Juli dauernden Euro zeigt der Privatsender 31 der 50 Spiele, darunter alle der österreichischen Nationalmannschaft. Den Rest überträgt ORF 1.

Erfahrungen bei der Aufteilung von Sportrechten sammeln die beiden Sender seit 2021 erfolgreich in der Formel 1 Auch die WM in Katar 2022 übertrug man gemeinsam, damals war allerdings der ORF in der privilegierten Situation Sublizenzgeber zu sein. Erst vor wenigen Wochen wurde bekannt, dass die Salzburger von Puls 4 die Rechte an Europa Cup Spielen ab 2024/25 übernehmen. Zu dem Deal will Morgenbesser keine Auskunft geben, „das sind Details, über die wir nicht in der Öffentlichkeit sprechen.“ 

Quote ist formabhängig

Der Deutsche kam 2019 als Sportrechteexperte von Sky in die Mozartstadt, wo man unter der Schirmherrschaft von Dietrich Mateschitz große Ambitionen hatte und in ein stattliches Sportrechteportfolio investierte. Ein Schwerpunkt war über die Jahre Tennis, aktuell besitzt man die Rechte für die French Open, Wien und Kitzbühel. Dass Dominik Thiem, vor vier Jahren noch Nummer drei der Welt, ein hartnäckiges Formtief hat, ließ den Sender in der Vergangenheit nicht das volle Reichweiten-Potenzial ausschöpfen. lst Thiem aber erfolgreich, wie im Vorjahr, als er in Kitzbühel das Finale erreichte, profitiert der Sender: Starke 9,4 Prozent Marktanteil waren es über das gesamte Turnier hinweg. „Tennis ist immer eine Wette“, sagt Morgenbesser.

Die Lust auf den SKi-Weltcup

Noch nicht eingegangen ist ServusTV die Wette auf die Wintersport-Königsdisziplinen. Highlightsendungen der ÖSV-Bewerbe zeigt der Sender erfolgreich über seine digitalen Kanäle, die großen Live-Events sind allerdings noch bis inklusive 2026/27 beim ORF. „Wir tasten uns Stück für Stück heran und werden sehen, was die kommende Ausschreibung bringt.“ Gemeint ist anstehende Vergabe der nächsten ÖSV-Rechte.

Red Bull setzt auf Ski-Star Lucas Braathen. Die Ski-Übertragungsrechte hat noch der ORF
Red Bull setzt auf Ski-Star Lucas Braathen. Die Ski-Übertragungsrechte hat noch der ORF © Red Bull Content Pool

Einem stärkeren Expansionsfokus im FIS-Wintersport steht nicht zuletzt der aktuelle Vermarktungsmodus im Weg, den FIS-Präsident Johan Eliasch unbedingt ändern will: Geht es nach dem gebürtigen Schweden, soll der Weg von der nationalen Vermarktung hin zur Zentralvermarktung führen. „Solange es keine Zentralvermarktung gibt, ist für uns ein Einstieg nahezu unmöglich. Sonst ist man fünf Jahre lang am Zukaufen von einzelnen Rechten, bis dahin sind womöglich die eingangs erworbenen Rechte schon wieder ausgelaufen“, erklärt Morgenbesser die spezielle Herausforderung. Die Lust auf alpine Skirechte sei aber grundsätzlich vorhanden: „ja, natürlich!“. 

Für den vergleichsweise kleinen Markt Österreich sieht der Sportrechte-Experte auch in Zukunft die Möglichkeit, prestigereiche Sportrechte ins Land zu holen. Vorausgesetzt, Netflix, Apple und Co. bringen nicht das globale Gefüge durcheinander. „Wenn etwa einer der globalen Tech-Riesen weltweite Medienrechte im Sport erwirbt“, nennt Morgenbesser als Beispiel. „Fakt ist, dass Sportrechte wichtig für heimische Medienunternehmen und den gesamten österreichischen Medienstandort sind“, konstatiert er.