„Aufgescheucht“ habe Peter Westenthaler als neuer Stiftungsrat einige Menschen auf dem Küniglberg, schmunzelt Siggi Neuschitzer, ich sage aber: „Herzlich willkommen als neuer Kollege, Herr Westenthaler!“ Es brauche nämlich „Menschen im Stiftungsrat, die sich aktiv einbringen und sich nicht von einem Freundeskreis lenken lassen“, sagt der Kärntner, der seit 15 Jahren im obersten ORF-Aufsichtsorgan sitzt und damit einer der am längst dienenden Stiftungsräte ist. „Und in all den Jahren habe ich weder einen Freundeskreis der FPÖ noch der SPÖ besucht“, betont der 65-Jährige, der für das Land Kärnten seinen Sitz im Plenum hat. Natürlich polarisiere Westenthaler, „auch wegen seiner oft drastischen Wortwahl“, so Neuschitzer, „aber es ist gut, wenn unbequeme Fragen gestellt werden“. Und dass über die Tagesordnungspunkte „tatsächlich diskutiert und nicht alles vorher im jeweiligen Freundeskreis abgesprochen wird“.

Auch er ist unbequem für die, die sich vor Änderungen fürchten. Was jetzt aufs Tapet kommt, hat Neuschitzer schon vor drei Jahren als Tagesordnungspunkt im Stiftungsrat eingebracht: die Nebenbeschäftigungen der ORF-Stars. Dass junge Mitarbeiter sich für regionale Moderationen ein Zubrot verdienen, sei legitim, „aber ich legte damals eine Rechnung eines ORF-Anchorman über 10.000 Euro plus Mehrwertsteuer für eine einzige Moderation vor – und forderte, dass 20 Prozent oder auch mehr solcher Summen zweckgebunden für die Nachwuchsförderung an die ORF-Enterprise gehen sollen. Schließlich haben die TV-Stars ja nur durch die Bildschirmpräsenz so einen hohen Marktwert“, erklärt Neuschitzer.

Ärgerlich und bedauerlich fand Neuschitzer, dass die Konferenz der Landes-Stiftungsräte keinen Bestand hatte – „indem drei wichtige Player, nämlich aus Salzburg, Tirol und dem Burgenland, von der Politik ausgetauscht wurden, nachdem sie den Freundeskreisen den Rücken gekehrt hatten“. Das Ziel war: „Wir wollten uns ohne Parteipolitik fachlich für mehr Regionalisierung und den Bestand der Landesstudios einsetzen“, erzählt Neuschitzer. Er fordert auch, dass die „sogenannte geheime Wahl des Generaldirektors zu einer wirklich geheimen Wahl wird“. Und erklärt: „Es sind ja alle Stimmzettel personalisiert, nach der Auszählung liest der Vorsitzende vor, wie jeder Stiftungsrat abgestimmt hat. Das kann doch für so ein Unternehmen nicht sein!“

Zum morgigen Plenum sagt Neuschitzer: „Ich sehe Westenthaler als Bereicherung. Alle sind im Erwartungsmodus!“ Die Tagesordnung selbst lässt nämlich keine Überraschungen erwarten. So wird Generaldirektor Roland Weißmann über den „ORF Ethikkodex“ berichten und ein Update zum Strategieprojekt „ORF für alle“ geben, zudem gibt es einen Bericht der Gleichstellungsbeauftragten und des Programmausschusses.