Die 250 Euro gab es obendrauf. Etwa so viel verdiente ein Stuntman zusätzlich zu seinem Fixgehalt, wenn er sich bei Dreharbeiten einer mittelalterlichen Kampfszene vom Pferd fallen ließ, erzählen Stephanie und Matthias Ninaus. Da kommt einiges zusammen, wenn rund 750 Jahre an Geschichte erzählt werden wollen: Die beiden Filmemacher („Ranfilm“) realisierten für den ORF mit insgesamt 250 Mitarbeitern vor und hinter der Kamera die erste von vier Staffeln der neuen Historienreihe „Österreich – die ganze Geschichte“. Ein Langzeitprojekt mit insgesamt 40 Folgen, das in der großen Tradition der legendären „Österreich“-Reihen von Hugo Portisch die Geschichte des Landes näherbringen soll.

Der vor einem Jahr in Graz eröffnete zweite Standort (nach Wien) sei auch ein Signal gewesen, um die steirische Filmwirtschaft anzukurbeln, erklärt Matthias Ninaus. „Es müssen nicht alle nach Wien kommen, um Filme zu machen. Man kann auch einmal in der Steiermark eine Firma etablieren“, verweist er auf die regionale Wertschöpfung. Gleichzeitig betonen die beiden Geschäftsführer – im Selbstverständnis „kreative Produzenten“ –, dass Büro-Standorte nicht überzubewerten seien: „Ich würde Film sowieso global denken“, ergänzt die Schwester.

Die steirischen Filmemacher Stephanie und Matthias Ninaus
Die steirischen Filmemacher Stephanie und Matthias Ninaus © RAN Film

Einen Namen hat sich „Ranfilm“ unter Gründer Alfred Ninaus vor allem durch Natur- und Themendokumentationen gemacht, bleiben wird es dabei nicht, wie die Eigentümer betonen. In den kommenden Jahren stellt sich die Filmfirma breiter auf, fiktionale Kinofilme und eine Serie sind auf dem Weg.

Spielszene: Der Mathematiker Johannes Kepler besucht seine Mutter Katharina im Verlies

Roland Weißmann, der selbst Geschichte studiert hat, machte die ORF-III-Reihe zur Chefsache, für die er offenbar auch Ideengeber war, wie der Abspann jeder Folge wissen lässt. Geht es nach dem ORF-Generaldirektor, hat die Neuproduktion einen fixen Platz „im multimedialen Gedächtnis“ des Senders: Dieses bekommt – neues Gesetz sei Dank – mit 1. Jänner bekanntlich ein Langzeitgedächtnis, die Sieben-Tage-Frist fällt. Das hat auch Folgen für die lineare Ausstrahlung von „Österreich“: Um mit 1. Jänner alle neuen Folge online in der TVthek zeigen zu dürfen, laufen die linearen Premieren einiger Teile im Nachtprogramm.

Eine Schlacht steht in jedem Geschichtsbuch: Die Schlacht von Dürnkrut, bei der der Habsburger Rudolf seinen böhmischen Widersacher Ottokar (Bild) vertrieb.
Eine Schlacht steht in jedem Geschichtsbuch: Die Schlacht von Dürnkrut, bei der der Habsburger Rudolf seinen böhmischen Widersacher Ottokar (Bild) vertrieb. © ORF/RAN Film

Das ORF-III-Publikum wird davon eher nichts merken. Jeweils und etwas gehetzt in Doppelfolgen wird heute, morgen, am Freitag und nächste Woche am Dienstag und am Mittwoch um 20.15 Uhr in ORF III die Geschichte Österreichs von der ersten Nennung 996 bis ins 18. Jahrhundert erzählt. Bei der Umsetzung wurde tief in die Trickkiste gegriffen, neben aufwendigen Schauspiel-Szenen bieten Augmented-Reality-Elemente und animierte Grafiken neue Perspektiven.

Begleitet wurde die Produktion von einem fünfköpfigen Fachbeirat, der die historische Authentizität sicherstellte. „Hat es bei der Schlacht von Dürnkrut geregnet oder nicht?“, erinnert sich Matthias Ninaus an eine Frage, bei der die Historiker konsultiert wurden. Was die Drehorte anlangt, ist man hierzulande mit intakten Burgen und Schlössern privilegiert, sagt Stephanie Ninaus: „In Österreich kann man bei historischen Filmen aus dem Vollen schöpfen.“