Wie entstand die Idee, eine Performance über den österreichischen Fußballer Matthias Sindelar zu machen?

LEE SIMPSON: Das war so: Eines Nachts sah ich im Fernsehen eine BBC-Dokumentation mit dem Titel „Football and Fascism“, darin ging es auch um Sindelar. Was für eine großartige Geschichte! Ich war überrascht, dass ich davor noch nie von ihr gehört hatte. Also dachte ich mir, ich mache eine Show über ihn. Dieser Plan ging nicht ganz auf. „The Paper Man“ handelt nicht nur von ihm.

Was reizte Sie an seiner Story?

LEE SIMPSON: Viele Dinge: sein mysteriöser Tod. Die Idee, dass Fußball von den Faschisten zur Propaganda genutzt wurde und dass er diese Sorte Fußballer war, die ich mir heute wünschen würde: einer, der geschickt und gefühlvoll spielt anstatt nur physisch.

Was kann uns seine Geschichte aus der Vergangenheit über die Gegenwart erzählen?

LEE SIMPSON: In unserer Show geht es darum, wie verschiedene Menschen auf eine Geschichte reagieren. Für Menschen, deren Stimmen und Ansichten vielleicht nicht so leicht zu hören sind, könnte diese Geschichte tatsächlich ein Symptom für einen ungerechten Status quo sein. Denn: In unserer Show ist die Frage, wessen Geschichte es ist, wichtiger als die Geschichte selbst.

Als Künstler: Was reizt Sie denn am Setting Fußball?

LEE SIMPSON: In meiner Familie waren alle besessen vom Fußball. Mein Onkel war Profi und mein Vater war auch ein guter Kicker. Sie haben das an mich weitergegeben. Künstler wurde ich erst später.

In der Ankündigung heißt es: „In einer papierenen Welt voller Licht und Schatten, Gewalt und Tanz, vier Performer arbeiten zusammen an dem, was sie trennt.“ Was darf man sich von der Show erwarten?

LEE SIMPSON: Es zeigt einen Kampf um das Recht auf Raum für Geschichten: Wer kann seine Geschichte erzählen? Was passiert, wenn ein Mächtiger beschließt, etwas von dieser Macht und diesem Raum aufzugeben? Ist alles plötzlich in Ordnung oder besser oder ist das Bild doch viel komplexer?

„The Paper Man“ der britischen Truppe Improbable. 1. und 2. 8., 19.30 Uhr, Orpheum Graz. Karten: Tel. (0316) 26 97 89, lastrada.at

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