Am 2. August? Gibt’s den wohl kuriosesten Kick, den die Gruabn je gesehen hat. Am 3. August? Zeigt eine katalanische Truppe, dass Tänzer und Sportler durchaus Teamkollegen sein können.

Aber schon heute (1. August) erfolgt der Anpfiff zur kleinen, viertägigen Fußball-EM bei La Strada – von „Improbable“ aus Norwich, das sich für „The Paper Man“ von Matthias Sindelar inspirieren ließ.

Der 1903 in Tschechien geborene Sohn eines „Ziegelbehm“ liebte es, dem Fetzenlaberl hinterherzujagen. In der Kickergrundschule namens Gstättn deutete noch nichts darauf hin, dass er einmal in die Akademie der weltbesten Fußballer aufsteigen sollte. Und doch: Aus dem schüchternen „Kind aus Favoriten“ wurde über holprige Umwege der Kapitän des legendären Wunderteams, der alle leichtfüßig austänzelnde „Ein-Mann-Wiener-Walzer“, der „Nijinsky auf dem Rasen“, der „Mozart des Fußballs“.

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Ein Attribut aber passte am besten zu Sindelar: „Der Papierene“, denn der schmächtige Blondschopf war in seiner körperlosen Spielweise für die Gegner kaum zu fassen. „Er spielte Fußball, wie ein Meister Schach spielt“, sagte Schriftsteller Alfred Polgar und schwärmte vom eher schlichten Schlosserbuben: „Er hatte sozusagen den Geist in den Beinen.“

Achtung verdiente sich der Mittelstürmer aber nicht nur mit seinen Bombentoren, seinen genialen Spielideen und mit dem trickreichen „Scheiberlspiel“ mit seinen Kollegen, sondern auch mit seiner politischen Haltung. Im sogenannten „Anschlussspiel“ im April 1939 zwischen der „Ostmark“ und dem „Altreich“ haute er zunächst die Wuchtel ein paar Mal absichtlich neben das Tor, ehe er nach seinem Tor zum 1:0 ein Freudentänzchen vor der Ehrentribüne der Nazis aufführte.

Im Jänner 1939 wurden er und seine jüdische Freundin Camilla nackt und tot in seiner Wohnung in der Wiener Annagasse aufgefunden. Kohlenmonoxidvergiftung durch einen defekten Kamin, lautete die offizielle Todesursache. Aber bis heute blieben Spekulationen, Hitler-Schergen hätten sich wegen der Provokationen am „Judenfreund“ gerächt. 15.000 Menschen nahmen auf dem Wiener Zentralfriedhof von ihrem Idol Abschied: „Wiens erste und letzte Demonstration gegen die Nazis“, wie der britische Journalist Robin Stummer sagt.

"The Paper Man" der Truppe "Improbable" aus Norwich/GB
"The Paper Man" der Truppe "Improbable" aus Norwich/GB © Camilla Greenwel/La Strada


„The Paper Man“ der britischen Truppe Improbable. 1. und 2. 8., 19.30 Uhr, Orpheum Graz. Karten: Tel. (0316) 26 97 89, lastrada.at

FOOOOTBALLLL Viertelfinale, einmal anders: Die in Graz lebende Bulgarin Veronika Tzekova lässt vier Teams aus Politikern, Künstlern, Medienleuten und Migranten auf vier Spiel-„Hälften“ auf vier Tore schießen. 2. 8., 20 Uhr, Gruabn, Graz
FOOOOTBALLLL Viertelfinale, einmal anders: Die in Graz lebende Bulgarin Veronika Tzekova lässt vier Teams aus Politikern, Künstlern, Medienleuten und Migranten auf vier Spiel-„Hälften“ auf vier Tore schießen. 2. 8., 20 Uhr, Gruabn, Graz © Veronika Tzekova/La Strada
LA PARTIDA Die Compagnia Vero Cendoya bringt für ihre humorvolle „Partie“ nicht Messi & Co aus Barcelona mit, sondern fünf andere Kicker und fünf Tänzer. 3./4. 8., 19 Uhr, Bezirkssportplatz, Ragnitzstraße 58, Graz.
LA PARTIDA Die Compagnia Vero Cendoya bringt für ihre humorvolle „Partie“ nicht Messi & Co aus Barcelona mit, sondern fünf andere Kicker und fünf Tänzer. 3./4. 8., 19 Uhr, Bezirkssportplatz, Ragnitzstraße 58, Graz. © Martí E. Berenguer/La Strada