Der Maler Rudolf Goessl ist am Montag im Alter von 92 Jahren verstorben. Das teilte die Galerie Jünger, die seit 1994 dessen Werk betreut, am Montag unter Berufung auf die Familie des Künstlers mit. Goessl hat sich als einer der ersten seiner Generation mit monochromer Malerei beschäftigt. Er habe lange gebraucht, um sich "das Malen selbst beizubringen", sagte Goessl einmal gegenüber der APA. Danach habe er sich "in hyperselbstkritischer Weise" dem Markt verweigert.

Als jüngstes von fünf Geschwistern am 6. März 1929 in Kronberg im Weinviertel geboren, schloss Goessl seine Ausbildung zum Grafiker 1950 ab, heiratete 1953 die Modeschöpferin Christine Pusch und bezog mit ihr ein Wohnatelier in Wien. Er besuchte Herbert Boeckls Abendakte an der Akademie der bildenden Künste, war mit Fritz Wotruba und seinem Kreis befreundet und verkehrte in der Kunstszene des Café Hawelka.

Einzelgängerisches Werk

Bis in die 1970er-Jahre war Goessl neben seinem künstlerischen Schaffen als Werbegrafiker und Schaufenstergestalter für Wiener Innenstadtgeschäfte tätig. 1970 bis 1980 lebte er zurückgezogen und arbeitet an der Entwicklung seiner spezifischen malerischen Techniken. Da er sich mit den künstlerischen Positionen seines Jahrgangs nicht identifizierte, beschloss er, sein einzelgängerisches Werk auch durch die Änderung seines Geburtsjahres, zuerst auf 1930 (schließlich auf 1931) aus diesem Zusammenhang zu nehmen.

2017 waren Werke von ihm im Kunsthaus Mürz ausgestellt
2017 waren Werke von ihm im Kunsthaus Mürz ausgestellt © KK

Ein Aufenthalt in New York 1967 brachte die Begegnung mit Pop Art, Colour Field Painting und monochromen Bildideen, die sein malerisches Werk fortan inspirierten. Es entstanden auratische Raumbühnenbilder und eine Serie "Faltungen", seit den 1980er-Jahren nahmen seine Bildoberflächen durch körnige Pigmentsandmixturen plastische Gestalt an. Aus den Jahren 2000 bis 2005 stammen große Formate wie die "Große Litanei", die Farbgebung wurde vorübergehend sehr dunkel. In der jüngsten Zeit gewann die Farbigkeit wieder an Leuchtkraft.

Goessls Arbeiten stehen in deutlichem Gegensatz zu den informellen, meist von expressiver Gestik bestimmten Tendenzen seiner Zeitgenossen. Seine Abstraktion führt zu einem spirituell anmutenden, koloristischen Malstil, dessen Entwicklung von frühen kubistischen Einflüssen über fröhlich-flächigen Pop zur meditativen Tiefe der späteren Gemälde führt. Als Einzelgänger hat er in aller Stille ein vielfältiges Werk vorgelegt. 2014 erhielt Goessl den Würdigungspreis des Landes Niederösterreich. "Ich bin ganz Farbe", zitiert die Galerie Jünger den Verstorbenen im Nachruf.