Die kommende Saison 2019/20 wird die sechste und letzte für Chefdirigent Philippe Jordan an der Spitze der Wiener Symphoniker. Der designierte Musikdirektor der Wiener Staatsoper setzt dabei einen kleinen Schwerpunkt auf Brahms. "Es hat unter den ganzen Bs - Bach, Beethoven, Bruckner, Berlioz - noch ein B gefehlt", resümierte Jordan bei der Präsentation des Programms am Freitag.

"Ich war der Meinung, dass die Wiener Symphoniker und Brahms eine Pause voneinander brauchten", begründete Jordan die brahmsarme Zeit der Vergangenheit. Die Abkühlungsphase zur Vermeidung von Routine findet kommende Saison aber ein lautstarkes Ende. So spielen die Symphoniker die vier Brahms-Symphonien zunächst bei den Bregenzer Festspielen und dann im Musikverein. Hinzu kommen die beiden Klavierkonzerte, das Violinkonzert sowie das monumentale "Deutsche Requiem".

"Die Zusammenarbeit mit diesem Orchester war die bisher glücklichste Zeit meiner Laufbahn", blickte Jordan zurück auf die vergangenen Jahre und räsonierte zugleich über verpasste Chancen durch seinen Wechsel an den Ring: "Wäre ich länger geblieben, hätte ich gerne mehr Mahler gemacht." Immerhin verabschiedet sich der Schweizer mit dem monumentalsten Werk des Spätromantikers aus Wien. So wird sein letzter Auftritt als Chefdirigent am Pult der Symphoniker in der Bundeshauptstadt am 13. Juni im Musikverein bei Mahlers gewaltiger "Symphonie der Tausend" sein.

Beethoven im Mittelpunkt

Ansonsten würdigt man im Jahr des 250. Geburtstags selbstredend auch Beethoven unter anderem mit dessen Klavierkonzerten, die man gemeinsam mit Rudolf Buchbinder intoniert. Als Artist in Residence wurde heuer Pianist Yefim Bronfman für drei Programme verpflichtet - "Für mich der beste lebende Pianist", streute Jordan dem Musiker Rosen - und wird die Reihe der "Meilensteine" mit großen Werken der symphonischen Literatur fortsetzen. Auf dem hauseigenen Label wird man mit der 9. die Einspielung der Beethoven-Symphonien vervollständigen, wobei auch die Brahms-Symphonien auf der Liste der Veröffentlichungen stehen. Insgesamt sind kommende Saison 162 Einsätze geplant, 99 davon in der Bundeshauptstadt. Und man spielt in 21 Städten in zehn Ländern Gastspielkonzerte.

Noch vor Jordan steht dem Orchester ein weiterer Abschied schon mit Ende der laufenden Saison ins Haus, wechselt Intendant Johannes Neubert doch zum Orchestre National de France. Die ursprünglich bis 10. Februar laufende Ausschreibung für seine Nachfolge wurde dabei deutlich verlängert. Insgesamt seien 40 Bewerbungen eingegangen. "Und es haben sich sehr interessante Personen beworben", so Symphoniker-Präsident Rudolf Streicher. Die Hearings mit dem Findungskomitee hätten bereits stattgefunden, und man wolle Mitte Juni die Bestellung bekanntgeben. Die Verlängerung sei dabei auf eine Schärfung des Anforderungsprofils im Laufe der Ausschreibung zurückzuführen: "Das ist eine Routinesache, die konfliktfrei abläuft." Auch Wiens Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) betonte: "Manchmal muss man um etwas Geduld bitten." Wenn man die richtige Person für einen Posten finden wolle, dauere das bisweilen etwas.