Die vereinten Chöre des Doms mit der Domkantorei voran zeigten in der "Matthäuspassion" sich vollends aufeinander abgestimmt. Eine klangliche Ausgewogenheit der Stimmen beflügelte die wunderbar schlichte Ausmalung der großen Choräle. Den unnachgiebigen Einsätzen Doellers folgten die Musiker zumeist prompt. So etwa zum Ende des ersten Teiles nach der unbegreiflich süß verschlungenen Arie „So ist mein Jesus nun gefangen“ von Sopran (Cornelia Horak) und Alt (Maria Weiss). Der Ausbruch der unverhohlenen Aggression des Volkes wurde durch subtil vorbereitendes Piano und beharrliche Metrik auch ohne Forte aufbrausend und erschütternd.

Klangliche Fülle und eine reife Phrasierung bewiesen die Instrumentalisten der Capella Leopoldina in den verschiedenen Soli, sowie David McShane in den vokalen Bassrollen.
Den roten Faden durch die Geschichte zogen Wilfried Zelinka und Bernhard Berchtold mit auf den Klangraum des Doms abgestimmten Bögen. Zelinkas Jesus war von bebender Wärme gezeichnet, während Berchtold den Evangelisten mit facettenreichem Klangspiel, klarer Artikulation und spannungsvoller Ausdauer sang.