Im Westen nichts Neues

Der 1929 erschienene Roman "Im Westen Nichts Neues" des Schriftstellers Erich Maria Remarque, der aus der Sicht eines deutschen Soldaten den Ersten Weltkrieg beschreibt, ist ein Antikriegsklassiker. Nach zwei US-Fassungen stellt Regisseur Edward Berger die Geschichte erstmals aus deutscher Perspektive dar, wobei er sich weniger mit der Schuld, sondern mehr mit den Kosten für das Land beschäftigt. Diese Kosten sind das Leben der jungen Männer und die statische Kriegsführung an der Westfront. Als Rekrut Paul Bäumer (Felix Kammerer) und seine Freunde in Nordfrankreich landen, werden sie mit der harten Realität konfrontiert. Berger stopft seine Bilder mit aufgetürmten Leichen voll. Blut spritzt, Menschen werden von Granaten getroffen, erschossen oder erstechen sich selbst, um das Ganze zu beenden. Das Drehbuch fügt zudem die nicht im Roman enthaltenen historischen Waffenstillstandsverhandlungen zwischen der französischen und der deutschen Delegation hinzu. Ein Wettlauf mit der Zeit, um mehr Menschen vor einem grausamen Ende zu bewahren. Dabei tun sich bereits Hinweise auf kommende Schrecken auf. "Behandeln Sie Ihren Gegner fair, sonst wird er diesen Frieden hassen", appelliert der deutsche Verhandler Matthias Erzberger. Sein Anliegen stößt auf taube Ohren. Der Rest ist Geschichte.
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Halloween Ends

1978 versetzte John Carpenter die Kleinstadt Haddonfield in Angst und Schrecken - und erschuf einen der denkwürdigsten Maskenkiller der Filmgeschichte: Michael Myers. Fast 45 Jahre später findet das Phänomen "Halloween" weiterhin Anklang. Das Erbe Carpenters wurde von Regisseur  David Gordon Green mittlerweile auf eine neue Trilogie ausgedehnt, die all die vermeintlich wertlosen Fortsetzungen ignorieren soll. Laurie Strode (Jamie Lee Curtis) bekommt es im finalen Teil einmal mehr mit ihrem Widersacher zu tun, wenngleich auch in anderer Form als gewohnt. Die simple Slasher-Essenz, die das meisterhafte Original auszeichnete, scheint jedoch völlig vergessen. Was bleibt ist ein schräger Mischmasch aus Traumatherapie, rebellischer Liebe und der schamlosen Entmystifizierung einer Horror-Ikone. Ein Glück, dass dem Spuk wohl endlich ein Ende gesetzt wurde.
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Der Passfälscher

Erfrischender Film über Berlin im Kriegswinter 1942/43: Die deutsche Filmemacherin Maggie Peren erzählt die wahre Geschichte von Cioma Schönhaus (1922-2015). Unter Nazis lebt der Schönling jüdischer Herkunft als Hackler in einem Rüstungsbetrieb. Daher hatte er eine Existenzberechtigung, anderer Rechte wurde er längst beraubt. Mit seinem Freund Det wagt der das scheinbar Unmögliche: ein Leben in Nazi-Deutschland. Peren nimmt eine ungewöhnliche Perspektive ein, sie erzählt keine Opfer-Geschichte, sondern eine über Chuzpe. Schönhaus beginnt für andere und sich Pässe zu fälschen. Das junge Ensemble um Louis Hofmann, Jonathan Berlin und Luna Wedler überzeugt mit ihrer Spielfreude. Nina Gummich verkörpert als beinharte Nachbarin das Denunziantentum der Nazi-Zeit perfide.
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Alles über Martin Suter. Außer die Wahrheit

Wie legt man einen Dokumentarfilm an, dessen Protagonist seinen Leserinnen und Lesern unvergessliche Bilder geschenkt hat, inklusive Verfilmungen? Der deutsche Filmemacher André Schäfer wählt einen ungewöhnlichen Zugang: Er hat Szenen des Romans „Die Zeit, die Zeit“ dramatisiert und arrangiert diese als roter Faden. In Sequenzen blickt der Schweizer Autor Martin Suter dabei von außen auf das Erzählte. Stets geschniegelt im Anzug mit gegeltem Haar erinnert sich der 74-Jährige an seine Anfänge als Werbetexter, Lesungen vor fünf Leuten sowie an die Beziehung zu seinen Figuren. Auch Wegbegleiter wie Ex-Kicker Bastian Schweinsteiger oder Autor Benjamin von Stuckrad-Barre kommen zu Wort. Eine sehr freundliche Doku für Fans - wovon es nicht wenige gibt.
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Unser Film der Woche ist der Cannes-Sieger "Triangle of Sadness".