Musikbiografien gab es im Kino in den letzten Jahren wie Sand am Meer. Spätestens seit dem Welterfolg von "Bohemian Rhapsody", dem glattgebügelten Biopic über Queen-Frontmann Freddie Mercury, hat sich der Marktwert solcher Geschichten ordentlich gesteigert.

Es folgten einmal mehr, einmal weniger geglückte Kinodramen über Pop-, Soul- und Rock-'n'-Roll-Größen á la Elton John, Aretha Franklin, Judy Arland, Billie Holiday oder Elvis Presley. US-Regisseurin Kasi Lemmons, die in ihrem letzten Film der Sklavenbefreierin Hariet Tubmann ein Denkmal verpasst hatte, hat sich für ihr neues Werk ebenfalls mit einer Größe der Popularmusik auseinandergesetzt: mit Whitney Houston.

Gehetzt arbeitet sich der Film an den wichtigsten Lebensstationen der Ausnahmekünstlerin ab, jedes mögliche Erzählklischee wird wie auf einer Checkliste abgehakt.

Zeit zum Durchatmen oder Platz für zwischenmenschliche Momente bleibt kaum. Andeutungen auf Whitney Houstons hinter verschlossenen Türen ausgelebte Bisexualität sind kaum mehr als eine thematische Randerscheinung, die narrativ letztlich links liegen gelassen wird. Es bestünde ja die Gefahr, einen Karrierehöhepunkt außen vor zu lassen.

Die meisten dieser Probleme wären im Normalfall wohl wenig verzeihbar, hätte das Drama da nicht ein entscheidendes Ass im Ärmel: Hauptdarstellerin Naomi Ackie. Die 30-jährige Britin lässt Houston mit ihrer sensationell entfesselten Darbietung wiederauferstehen und bereitet der Musikbiografie gerade in den euphorischen Konzertszenen die emotionalen Höhenflüge, die dringend von Nöten sind.

Ob der Film selbst dem unsterblichen Erbe der Popprinzessin gerecht wird, sei dahingestellt. Eine weniger konventionelle Erzählung hätte jedenfalls Wunder bewirkt.

Bewertung: ***