Spike Lee wird umjubelt, und auch für Lars von Trier können sich die Filmfreunde in Cannes am Roten Teppich wieder erwärmen. Doch wer wissen will, wie cineastischer Fan-Exzess aussieht, muss die Crew des neuesten "Star Wars"-Spin-off "Solo" an der Croisette loslassen. Unter den unvermeidlichen Klängen von John Williams marschierten die Stars Dienstagabend zur Europapremiere auf.

Mit dabei vor dem Palais des Festivals waren Regisseur Ron Howard, der einsprang, nachdem seine Vorgänger Phil Lord und Christopher Miller gefeuert worden waren, Hauptdarsteller Alden Ehrenreich und Woody Harrelson und natürlich der größte Star von allen - oder zumindest der höchste - Chewbacca, und das gleich in Doppelausführung. So stand nicht nur der pelzige Geselle den Journalisten für Fotos zur Verfügung, sondern auch sein Darsteller Joonas Suotamo, der als einer der wenigen aus dem Cast bereits Erfahrungen im "Star Wars"-Universum sammeln konnte. Hinzu kamen zahlreiche Soldaten des Imperiums, die später auch im Kinosaal posierten - wo die Stimmung nach dem Film zwar gut, aber weniger euphorisch als am Roten Teppich war. Spike Lees "Blackkklansman" hatte da tags zuvor ganz andere Reaktionen unter den Premierengästen hervorgerufen.

Im Fokus: Hallodri Han Solo

Seit Disney 2012 die Rechte an Georg Lucas' Epos erworben hat, schießt das Unterhaltungsimperium bekanntlich aus allen Löchern und bringt seither im jährlichen Wechsel eine weitere Episode oder einen Ableger ins Kino. Nach "Rogue One: A Star Wars Story" ist "Solo: A Star Wars Story" nun das zweite Spin-off, das sich diesesmal der Vorgeschichte des Schmugglers und Hallodri Han Solo widmet, jenem Charakter, der Harrison Ford berühmt machte.

Für die Rolle wurde nun Alden Ehrenreich gecastet, der vor allem durch seinen Part als schlechter Schauspieler im Coen-Werk "Hail, Caesar!" bekannt wurde. Und auch in "Solo" erweist sich das Spiel des 28-Jährigen als etwas hölzern, ohne dass es in diesem Falle vom Drehbuch vorgesehen wäre. Anders als der stets lässige Harrison Ford wirkt Ehrenreich wie ein Schauspieler, dem gesagt wurde, er solle nun lässig spielen.

Glänzt bei der Europa-Premiere in Cannes: Hauptdarsteller Alden Ehrenreich mit Emilia Clarke
Glänzt bei der Europa-Premiere in Cannes: Hauptdarsteller Alden Ehrenreich mit Emilia Clarke © APA/AFP/LOIC VENANCE

Chronologisch spielen die Ereignisse nach "Episode 3: Die Rache Filmder Sith" und klarerweise vor dem ersten "Star Wars" aus 1977. Im Fokus steht der junge Han, der mit seiner Geliebten Qi'Ra ("Game of Thrones"-Star Emilia Clarke) vom Planeten Corellia flüchten möchte und davon träumt, der beste Pilot der Galaxis zu werden.

Dem stehen einige Hindernisse im Weg, nicht zuletzt das Geld. Die Idee, sich als Pilot dem Imperium zu verpflichten, endet mit der Todesstrafe wegen Desertierens. Immerhin lernt Han so seinen besten Kumpel und späteren Kopiloten Chewbacca kennen. Bald finden sich die beiden auf einer Mission gemeinsam mit dem altgedienten Militär Tobias Beckett (Woody Harrelson), um große Mengen eines hochexplosiven Sprengstoffs zu sicherzustellen. Doch wie immer im "Star Wars"-Universum ist nur selten jeder das, was er zu sein vorgibt, und nur selten geht die Sache so aus, wie zunächst gedacht.

Zwar beginnt auch "Solo" mit dem ikonografisch unschlagbaren "A long time ago in a galaxy far, far away....", was den Zuschauersaal in Cannes bereits zum Applaudieren brachte. Alsbald jedoch entfernt sich der Film von den großen Weltraumepen, denen er als kleines Putzerfischchen gleichsam angedockt ist. Der große Kampf zwischen Gut und Böse, zwischen dem Werden und Vergehen der Macht, ist hier nicht das Thema.

Im Kern ist "Solo" ein Weltraumwestern beinahe alten Schlags, ein Buddymovie und Actionabenteuer, bei dem die Verfolgungsjagden nicht mit Auto, sondern mit Raumschiffen stattfinden. Letztlich kommt einem vieles, wenn nicht alles bekannt oder eben vertraut vor - je nach Perspektive. Immerhin wird für die Fans so manches Mysterium aus der Vergangenheit eines der beliebtesten Helden der Sage aufgelöst, wie etwa die Frage, wo Han seinen Millenium Falken oder seinen Nachnamen Solo herhat. Auch eingespielte Props wie die Glückswürfeln oder Charaktere wie der Glücksspieler Lando Calrissian (Donald Glover) werden eingeführt.

Und sollte noch nicht alles geklärt sein, können sich die "Star Wars"-Freunde schon bald auf das nächste Abenteuer einstellen. Er habe für drei Filme unterzeichnet, rutschte es Ehrenreich jüngst im "Esquire"-Interview heraus.