Das Thema hängt wie die reife Frucht auf dem Apfelbaum. Klimawandel und Klimakrise sind im Zustand der Allgegenwärtigkeit angelangt, weshalb sich Christine Eder für ihre Uraufführung „Schuld & Söhne“ bloß nehmen musste, was ohnehin schon in der Welt war. Ihre „Klimatragödie“, wie das Stück im Untertitel heißt, setzt kurz vor der Apokalypse an: Eine unbestimmte Zukunftsvision in einer hoffnungslos erhitzten Welt, die aus den klimatischen Fugen geraten ist und ein wenig an Zombie-Apokalypsen erinnert.

Dass es anders hätte kommen können beziehungsweise noch immer könnte, ist Grundlage des zentralen Konflikts in Eders Stück. In zwei Zeitebenen expliziert die auch für den Text verantwortliche Regisseurin die Zerstörung: In einer nicht näher bestimmten Zukunft, in der Städte nur noch von den Elenden bewohnt werden, lebt eine Gruppe Privilegierter in einer ländlichen Kommune, die nach strengen Regeln der Nachhaltigkeit lebt. Stichwort: „Solar ist mein Mercedes“. Müll ist verboten, das Schonen der Erde Gaia oberstes Gebot und CO2 der Teufel. Das macht selbst Molotowcocktails zur Waffe non grata. Als die Hungernden aus den Städten hier Zuflucht suchen, wird das Schutzhaus zum Gefängnis.

Parallel dazu blickt die Zukunft zurück auf die Gegenwartsgesellschaft und rekapituliert die Gefechte empörungsschwangerer Propaganda und ungehörter Kassandras.

Eindimensionale Figuren

„Was hätten Sie dagegen getan?“ ist die Frage, die in allem steckt, was auf der von Monika Rovan schnörkellos gestalteten Bühne der Volkstheater-Ausweiche im Museumsquartier gezeigt wird. Raffinierte Projektionen auf das Gitternetz strukturieren den von Umweltemblemen umrahmten Guckkasten. Der Chor im Hintergrund mit Musik der Grazerin Eva Jantschitsch gibt das stimmige Zeitgeist-Echo von Schuld, Hoffnung, Ignoranz.

Die Figuren sind unter Eders Regie indes bloß Schablonen. Die Wirtschaftsliberale (Evi Kehrstephan), der Patriot (Bernhard Dechant), die Solidaritätsgläubige (Claudia Sabitzer), der Welterklärer (Dominik Warta), die Jugend (Katharina Klar und Nils Hohenhövel) und der Männerversteher (Christoph Rothenbuchner). Ein goldkettenbehangener Thomas Frank mimt den Vertreter der alten Kaste der Klimasünder.

Nicht nur die eindimensionalen Figuren werden dem Thema unterworfen, auch die ausschließlich recycelten Kostüme – eine Volkstheater-Premiere. Auch das konventionelle, etwas lieblose Finale dieser unscheinbar musikalisch begleiteten Dystopie ist dem höheren Zweck der Klimadiskussionen und der Botschaft unterworfen: Noch ist ein Wandel möglich.