Martin Kušej übernimmt mit der Saison 2019/20 die Leitung des Wiener Burgtheaters. Der gebürtige Kärntner (56) ist derzeit Intendant am Bayerischen Staatsschauspiel in München und folgt in Wien auf Karin Bergmann, die sich nicht um eine Verlängerung ihres Vertrags bemüht hat. Nachfolgend ausgewählte Reaktionen zur Bestellung durch Kulturminister Thomas Drozda (SPÖ):

Burgtheater-Direktorin KARIN BERGMANN: "Martin Kušej ist eine hervorragende Wahl als Burgtheater-Direktor. Er hat an diesem Haus großartige Inszenierungen herausgebracht. Er kennt das Haus und das Ensemble. Er leitet seit Jahren erfolgreich ein großes Staatstheater und bringt damit die nötige Erfahrung mit und vor allem, ist er ein politischer Kopf, der Theater nicht im Elfenbeinturm sieht, sondern um die Bedeutung von künstlerischer Arbeit im gesellschaftspolitischen Kontext weiß und diese Herausforderung annimmt."

Burgtheater-Ensemblesprecher PHILIPP HAUSS: "Viele von uns kennen und schätzen ihn als ruhigen, besonnenen und fairen Regisseur. Wie es mit ihm als Intendanten in Wien wird, hängt auch viel davon ab, welche Dramaturgen und Hausregisseure er mitbringt."

Literaturnobelpreisträgerin ELFRIEDE JELINEK: "Ich glaube, das ist ein leidenschaftlicher Mensch, und das ist im Grunde schon fast alles, was das Theater braucht. Früher hätte man gesagt: Der Mann hat Feuer. Und ein paar Feuerchen wird er schon anzünden, denke ich, und ein paar Leute wird er drum herumspringen lassen. Und den Teufel wird er dann auch noch spielen wollen."

Autor FERDINAND SCHMALZ: "Ich halte es für eine gute Entscheidung. Eine seiner großen Stärken ist, mit wahnsinnig starken Schauspielerpersönlichkeiten zusammenzuarbeiten. Da ist die Burg mit ihrem herausragenden Ensemble genau das richtige Haus. Ich bin gespannt auf tolle Schauspielleistungen." Zur Ästhetik, die der Regisseur Kušej vorgeben wird: "Er steht schon für eine österreichische Tradition. Er hat schon bisher einen ganz eigenen Blickwinkel auf österreichische Traditionsstücke geworfen." Zur gesellschaftspolitischen Aufgabe des Theaters: "Mit einem Haus wie dem Burgtheater, das so zentral die öffentliche Meinung mitbestimmt, hat er ein gutes Instrument in der Hand, öffentliche Diskussionen anzuregen. Was er speziell rausgehoben hat, ist ja die Vielsprachigkeit und Vielschichtigkeit der österreichischen Gesellschaft für ihn als Thema. Das kann ein spannender Blick in die Zukunft werden."

FPÖ-Kultursprecher WALTER ROSENKRANZ bezeichnete die Bestellung Kušej in einer Aussendung als "sachlich gerechtfertigt und nachvollziehbar".

NEOS-Kultursprecher SEPP SCHELLHORN gratulierte Kušej zur Bestellung, verfolge er seinen künstlerischen Weg doch bereits seit vielen Jahren. "Was er etwa aus dem Münchner Residenztheater gemacht hat, ist großartig. Seine Inszenierung von Ibsens 'Hedda Gabler' und vor allem seine Zusammenarbeit mit Albert Ostermaier bei 'Phädras Nacht' sind bemerkenswert. Daher freue ich mich besonders, dass Kušej mit dem Burgtheater das größte deutschsprachige Sprechtheater führen wird." Er werde das Haus zu neuen künstlerischen Höhen führen, so Schellhorn abschließend in einer Aussendung.

Für Grünen-Kultursprecher WOLFGANG ZINGGL wäre Kušej "früher oder später (...) als Burgdirektor sowieso fällig gewesen", hielt er in einer Aussendung fest. "Wobei früher besser gewesen wäre. Dann wäre es nämlich kaum zum Trümmerhaufen gekommen, den Matthias Hartmann, der ihm vorgezogen worden war, hinterlassen hat." Kušej Arbeit und sein kulturpolitischer Sachverstand lasse "wegweisende Auseinandersetzungen erwarten. Auseinandersetzungen, mit denen der Einfluss von Kunst auf eine Liberalisierung der Gesellschaft gestärkt werden kann." Gleichzeitig betonte er die "hervorragende Arbeit" von Karin Bergmann, die unter "schwierigsten Bedingungen das Haus nicht nur organisatorisch, sondern auch inhaltlich optimal geleitet" hat.

ÖVP-Kultursprecherin MARIA FEKTER sah in der Bestellung Kušej eine "erwartbare und gute Entscheidung". "Karin Bergmann hinterlässt sanierte Finanzen und ein wirtschaftlich und kulturell wohlbestelltes Haus. Damit findet Martin Kusej eine gute Basis vor, auf der er seine Pläne auf- und ausbauen kann", so Fekter in einer Aussendung. "Wir vertrauen darauf, dass er das Burgtheater nicht nur mit neuen Ideen bereichert, sondern dass er im Interesse der Theaterbesucher und der Steuerzahler das Burgtheater auch in eine kulturell und wirtschaftlich gute Zeit führt."