Das Land Kärnten und die Stadt Klagenfurt werden den Vorlass von Josef Winkler um 460.000 Euro ankaufen. Der 1953 in Kamering geborene Bauernsohn wurde beim Bachmann-Bewerb 1979 schlagartig bekannt und für sein umfangreiches Werk (Romane, Erzählungen) seither mehrfach ausgezeichnet (u. a. Österreichischer Staatspreis, Büchnerpreis). Diese Tatsache hat den Klagenfurter Kulturstadtrat Walter Gassner (FPÖ) bereits 1999 bewogen, einen Ankauf zu überlegen. 2011 nahm der Kulturreferent Albert Gunzer (FPÖ) den Ball wieder auf - und versprach Josef Winkler, den Vorlass um 300.000 Euro anzukaufen. (Anm.: Germanist Wendelin Schmidt-Dengler kam 2004 in seiner Schätzung auf 270.000 Euro). Dass der Ankauf nun in „Zeiten des Sparens“ abgewickelt wird, stößt bei der FPÖ indes auf barsche Kritik. Parteiobmann Gernot Darmann spricht von der „fürstlichen Entlohnung eines Kärnten-Beschimpfers“ und zweifelt die Bewertung des Vorlasses an.

Glücksfall

Beim Klagenfurter Musilinstitut, das den Vorlass als Leihgabe übernimmt, sieht man die Sache naturgemäß anders. „Josef Winkler ist neben Peter Handke der wichtigste lebende Kärntner Autor. Sein Vorlass ist von herausragender Bedeutung“, sagt Institutsvorständin Anke Bosse. „Winkler war schon als ganz junger Mann sein eigener Archivar und hat früh begonnen, Notizbücher zu schreiben, seine Ideen systematisch zu notieren“, erklärt Bosse. Zudem seien die Tagebücher von der Aufmachung sehr ästhetisch.

Josef Winklers Unterlagen liegen bereits seit Jahren in versiegelten Kisten im Depot des Instituts in Klagenfurt. „Nun können wir da endlich ran, sie herzeigen und bearbeiten“, freut sich Bosse. Landeskulturreferent Christian Benger bezeichnet den Ankauf als Verpflichtung, „um das literarische Gedächtnis zu bewahren“.

Gutachter

Mit einem Ankaufsbudget von etwa 4000 Euro im Jahr ist das Literaturarchiv auf die Unterstützung der öffentlichen Hand angewiesen. 2014 hat das Land ein Ankaufsbudget von 160.000 Euro eingerichtet (bis Ende 2016). Geht es um Ankäufe über 10.000 Euro wird ein unabhängiger Gutachter beauftragt.

Zum Vergleich: Niederösterreich waren die Vorlässe von Peter Turrini und Komponist Friedrich Cerha insgesamt 1,025 Millionen Euro wert.