"Weltklasse" jubelt es vom Titelblatt der "Kleinen Zeitung" auf dem Kaffeehaustisch nach dem Viertelfinalsieg von Dominic Thiem beim French Open in Paris, als ihn die APA zum Interview trifft. Sieben Mal hat Björn Treber in seiner Zeit als Tennis-Jungstar gegen Thiem gespielt. Fünf Mal ging er als Sieger vom Platz. Man kommt um die Frage nicht herum: Was geht ihm dabei durch den Kopf?

Natürlich denke er sich manchmal, da könne er jetzt auch stehen, aber "hauptsächlich freu ich mich für den Dominic Thiem, das Nachtrauern bringt eigentlich nix". Er sei in der Jugend mit Thiem "wirklich befreundet" gewesen und habe mit ihm auch gemeinsam trainiert. Mit dem Tennis hat er wegen "extremer Rückenschmerzen" und wegen psychischer Probleme aufgehört.

Und ein weiterer Grund war die Literatur: denn zusätzlich zum zeitraubenden Trainingsprogramm sei er in der Früh noch früher aufgestanden, um zu lesen. Das Bücherlesen war ihm als Spross einer Lehrerfamilie schon von klein auf nahegebracht worden. Während der Leerlaufzeiten seiner Sportlerkarriere, auf Reisen etwa, habe er eine Menge gelesen und sei damit keineswegs der einzige gewesen. "Sehr viele Tennisspieler sind ja exzessive Leser." Auch sein Ex-Sparringpartner Thiem gehöre dazu.

In der Jugend sei für ihn vor allem Harry Potter wichtig gewesen, dazu generell Fantasy-Romane und Krimis. Als Beispiel nennt Treber die Wallander-Bücher des mittlerweile verstorbenen schwedischen Autors Henning Mankell. "Danach hat es sich weiterentwickelt; also Thomas Mann, Kafka und solche Sachen".

Selbst hat er während des Germanistikstudiums in Graz intensiver mit dem Schreiben begonnen. Auf diese Weise kam auch sein Kontakt zu den "manuskripten" zustande. Anfangs wurden seine Texte zwar abgelehnt, aber besonders Andreas Unterweger, den er als Förderer bezeichnet, haben seine Startversuche offensichtlich beeindruckt. Er habe sich um ihn bemüht und seine Texte lektoriert.

Trebers programmierter Vortragstext beim Bachmann-Preis,"Weintrieb", beeindruckte Juror Stefan Gmünder derart, dass er ihn nach Klagenfurt einlud. "Weintrieb" ist das erste Kapitel eines größeren Projekts, an dem er gerade arbeitet, sagt Treber. Ausgehend vom Begräbnis seines Großvaters geht es dabei um dessen Leben. Weil man mangels Informationen "faktisch sehr viel nicht darstellen kann" und vieles nicht mehr in Erfahrung gebracht werden könne, gehe es in dem geplanten Buch um das "Scheitern des Schreibens einer Biografie."

Im Rahmen der Arbeiten an seinem Großvater-Roman bewirbt sich Treber derzeit für ein Schreibstipendium in Schweden, wo der Großvater nach dem Krieg zwei Jahre als Praktikant an einer Landwirtschaftsschule verbrachte.

Als literarische Vorbilder nennt der Jungautor William Faulkner, Marcel Proust sowie deren jeweilige deutschsprachige Bezugsautoren Uwe Johnson und Hubert Fichte. Das seien aber, so betont Treber, nur Beispiele. "Ich lese sehr viel und ich bin da sehr aufgeschlossen".

Auf den Bachmann-Wettbewerb freue er sich, seit er telefonisch von Stefan Gmünder von seiner Nominierung erfahren habe. Jetzt, kurz vor dem Wettbewerb, "kommen ein bisschen auch Sorgen dazu, aber Angst vor einem Verriss ist nicht wirklich da" meint er. Den Hauptpreis zu erhalten hält Treber zwar für "sehr unrealistisch", mit seinem Beitrag sei er aber sehr zufrieden und daher könne man bei 14 Teilnehmern auch sagen, "dass alles möglich ist".