Komponist Gerd Kühr (71) erhält für sein Lebenswerk den Österreichischen Staatspreis 2023. Das gab Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne) am Dienstag bekannt. Diese höchste Auszeichnung der Republik für ein künstlerisch herausragendes Lebenswerk ist mit 30.000 Euro dotiert.

Gerd Kühr gelang der internationale Durchbruch 1988 mit seiner Oper "Stallerhof" nach einem Libretto von Franz Xaver Kroetz. Zu seinen weiteren Opern zählen "Tod und Teufel" (1997/99) nach einem Libretto von Peter Turrini, das in der Grazer Oper uraufgeführt worden ist. Bei den Salzburger Festspielen 2000 wurde Kühr mit zwei Porträtkonzerten in der Reihe "Next Generation" gewürdigt.

Später gab es u.a. 2003 eine Personale bei der styriarte und 2005 das Gerd-Kühr-Projekt im Rahmen des steirischen herbst. Als Professor für Komposition zählte der in Kärnten geborene Kühr jahrelang zu den prägenden Figuren der Grazer Kunstuniversität.

Erster musikalischer Preisträger seit 2019

Der aus 21 Mitgliedern bestehende Österreichische Kunstsenat, der jährlich ohne festgelegtes Rotationsprinzip innerhalb der Sparten Literatur, Musik, Bildende Kunst und Architektur eine Nominierung vornimmt, begründete seine Wahl laut Aussendung so: "Seine Werke offenbaren stets eine Persönlichkeit, die in ihrer großen Sensibilität und Offenheit eine Bindung an Tradition zum Ausdruck bringt, ohne je traditionalistisch zu werden, ist sein Blick doch auch immer auf neues Terrain, wenig begangene Pfade gerichtet. Mit seinem exzellenten kompositorischen Handwerk eines ausführenden Musikers sind seine Werke auch Ausdruck einer großen Unabhängigkeit und Freiheit."

Für Mayer ist Kühr "eine konstante und immer spannende Stimme der österreichischen zeitgenössischen Musik. Sein Oeuvre ist geprägt von einer offenen, stets individuellen Klangsprache. Dabei setzt er sich immer wieder aufs Neue mit den Gestaltungsmöglichkeiten der Musik auseinander, er experimentiert und erforscht neue Klangwelten." Gerd Kühr habe "überragende Bedeutung für die zeitgenössische Musik in Österreich". In der Sparte Musik wurde der Preis zuletzt 2019 dem Komponisten und Pianist Thomas Larcher zuerkannt.

Während der Pandemie hob sich Kühr besonders hervor, als er das Klavier-Stück "Corona Meditation" komponierte. Am 30. April 2020 hatten sich Pianistinnen und Pianisten aus aller Welt und mit unterschiedlicher Erfahrung im Internet verbunden und es gemeinsam aufgeführt.