Vor zwei Jahren wurde der Prozess der "Kulturstrategie 2030" angestoßen. An den Anfang stellte man den Input von Kulturschaffenden – seien es Künstler oder Organisatoren. 600 Personen waren in die langfristige "Fact Finding Mission" involviert, wobei eine ganze Reihe von Regionalkonferenzen im Vorjahr die nicht nur in der Steiermark typische Unwucht zugunsten der Metropole Graz ausgleichen sollten. Organsiert von der Kulturabteilung des Landes hat der Prozess mit Heidrun Primas (Ex-Leiterin des Forum Stadtpark) und Werner Schrempf ("La Strada") zwei allseits als integer und kompetent anerkannte externe "Köpfe" als Begleiter, die gemeinsam als Moderatoren, Taktgeber und Anlaufstelle fungieren.

Nun präsentierte Landeshauptmann Christopher Drexler, gemeinsam mit Regierungskollegin Ursula Lackner eine Zwischenbilanz mit Empfehlungscharakter, einen Leitfaden für die künftige Entwicklung der Kulturpolitik des Landes, gebündelt in fünf Themenfelder. Eines davon sieht vor, das Förderwesen auf den Prüfstand zu stellen. Ein neues Fördergesetz und ein damit verbundener Umbau der diversen Gremien darf als sehr wahrscheinlich gelten.

Sonst ist viel von Kooperation die Rede. Von der Kooperation zwischen Institutionen, von Verknüpfungen von Volkskultur und Kultur (wobei gewiss auch die üblichen Dünkel auszuräumen sind) und von regionalen Drehscheiben usw.

Schon in den kommenden Wochen sollen Pilotprojekte in die Umsetzung gehen, die nächste größere Etappe der "Kulturstrategie" sind aber Fokusgruppen, bestehend aus fünf bis zehn Expertinnen und Experten. Diese werden entlang des jetzt formulierten Leitfadens ab kommenden Herbst noch tiefer in die Materie eintauchen und über die Umsetzung nachdenken, ein Prozess, in dem auch wieder eine Menge "Feedback"-Schleifen vorgesehen sind.

Man ist bemüht, die Sorge zu zerstreuen, dass durch die regionalen Drehscheiben eine neue Verwaltungsebene entstehen könnte. Diese Drehscheiben sollen auf bereits bestehende Institutionen aufgesetzt werden, die diese Aufgaben zum Teil schon erfüllen würden und die man darin stärker unterstützen müsse, wie Heidrun Primas präzisiert.
Dass ein Fokus auf Fair-Pay gelegt wird, ist hinsichtlich der Bewegung, die auch auf Bundesebene in die Sache gekommen ist, naheliegend. Hier gelte es, so Drexler, einerseits das unbezahlte, freiwillige Ehrenamt zu kräftigen, und zugleich die prekäre Situation vieler Künstler zu minimieren. Besonders interessant: Analog zu Musikschulen sind "Kunstschulen" für Bildende und Darstellende Künste angedacht, bisher gibt es solche Bildungsansätze nur in Einzelfällen.

Neben erwähnten Bereichen "Kulturförderung", "Kooperationen", "Drehscheiben", "Ressortübergreifendes Arbeiten" heißt das fünfte Planungsfeld "Zukunfswerkstätten". Dort soll die Freiheit auch die Freiheit zum Scheitern mit einschließen. Nicht scheitern soll das Projekt an mangelnder Transparenz. Es gibt einen 84-seitigen Tätigkeitsbericht und auf www.kultur.steiermark.at sind auch alle regionalen Diskurse umfassend dokumentiert.