Federboas, Herzbrillen und farbenfrohe Outfits - dass der britische Sänger Harry Styles nach mehrmaliger pandemiebedingter Verschiebung endlich sein Debut in der Wiener Stadthalle feiert, ist bereits von Weitem zu erkennen. Die kunterbunte Fanschar, die sich in jeder Hinsicht stilistisch selbst übertrifft, sollte allerdings nur ein Vorgeschmack auf das Feuerwerk sein, das das Multitalent Styles wenig später auf der Bühne zünden würde.

Mit hypnotischen Sounds verzauberte Ellie Rowsell, Leadsängerin der Londoner Vorband Wolf Alice, schon vor dem Beginn von Styles' Performance das Publikum und stand am Ende des 40-minütigen Gigs einem Lichtermeer gegenüber.

Entertainer und Ausnahmemusiker

Bereits bevor der eigentliche Main Act des Abends die Bühne betrat, wurde es in der Halle laut. Queens "Bohemian Rhapsody" und der One Direction-Hit "Best Song Ever", die aus dem Lautsprecher hallten, hoben die 15.000 Fans schon vorab aus den Sitzen. Plötzlich Finsternis, der Jubel der Fans durchbricht die Ruhe vor dem Sturm und die ersten Töne des Openers "Music for a Sushi Restaurant" füllen die Halle.

Zwei Stunden lang wechselt Styles zwischen seiner Rolle als Entertainer und Ausnahmemusiker und teilt seine unermüdliche, ansteckende Energie mit dem Publikum. Dass der Musiker ein Meister des Wandels ist, zeigt sich spätestens bei der Wahl seiner Setlist - ein ausgeklügeltes Sammelsurium aus Altem und Neuem. Tanzt Styles in der einen Minute ausgelassen zu "Golden" quer über die Bühne, drückt er mit der Ballade "Matilda" wenig später beim Publikum auf die Tränendrüse.

Lichtermeer in Regenbogenfarben

Was der Brite besonders gut kann - Interaktion mit dem Publikum. Kurzfristig wird der 28-Jährige zum Beziehungsratgeber und zum Unterstützer beim Coming Out eines weiblichen Fans, Spiel mit Regenbogenflagge inklusive.

Es ist ein Feuerwerk der Endorphine, das der Sänger mit jedem Lied aufs Neue entfacht. Stillsitzen kann an diesem Abend niemand, spätestens mit "Treat People With Kindness" holt Styles die hartnäckigste Seele in der Stadthalle aus ihrem Sitz. Während der Power-Ballade "Sign of the Times", die den Anfang der Solokarriere des Sängers markierte, geben die Fans mit einem eindrucksvollen Lichtermeer in Regenbogenfarben dem Briten auf ihre Art zurück, was er in Form seiner Konzerte für sie geschaffen hat - einen sicheren Hafen. "Heute sollt ihr sein, wer ihr schon immer sein wolltet", sagte der 28-Jährige zu Beginn des zweistündigen Gigs - und wird nicht müde, dies immer wieder zu unterstreichen.

Mit dem adrenalingeladen Rock-Song "Kiwi" entlässt der Brite sein 15.000-köpfiges Publikum um 23 Uhr in die Nacht, das noch lange nach Styles' Verlassen der Bühne vor der Halle in unisono die Lieder des Musikers in die Dunkelheit hineinsingt.