Es sind Streaming-Anbieter wie Spotify oder Apple Music, die immer mehr Playlisten für verschiedene Stimmungen und Genres anbieten. Inzwischen ist Streaming in Deutschland und Österreich der beliebteste Weg, um Musik zu hören - und die Anbieter reagieren darauf. Das hat aber nicht nur wirtschaftliche Auswirkungen. Streaming kann auch die Art verändern, wie Musik geschrieben und gehört wird.

Seit Mitte 2018 ist Audiostreaming das größte Umsatzsegment des deutschen Musikmarktes und auch in Österreich stieg der Anteil digitaler Angebote zuletzt auf 54 Prozent. Neben den Streaming-Anbietern hat das auch für die Labels Vorteile. Durch Datenanalysen ihrer gestreamten Musik können sie sehen, wann ein Hörer wegklickt - und darauf reagieren.

"Musik wird anders geschrieben, seit das Streaming so wichtig ist", erklärt der Musikwissenschaftler Martin Lücke. Zum einen sei der Anfang eines Liedes noch wichtiger geworden. Denn die Labels verdienen nur an einem Stream, wenn die Hörer einen Song länger als 30 Sekunden anhören. "Also versuche ich als Label alles dafür zu tun, dass der Hörer nicht wegklickt", sagt Lücke, der am Campus Berlin der Hochschule Macromedia Musikwirtschaft lehrt.

Lücke erzählt von Studien, die zeigen sollen, dass der Gesang bei Popliedern inzwischen immer früher einsetzt, um möglichst schnell die Aufmerksamkeit der Hörer zu erregen. Früher habe es Hits gegeben, die erst nach langen Intros richtig loslegten, zum Beispiel "I'd do anything for love" von Meat Loaf. Neben dem Anfang eines Pophits wird die Stimmung eines Liedes wichtiger. "Ich komme nach Hause und sage zu Siri oder einem anderen Smart Speaker: 'Jetzt spiel mir Chill Out-Musik'", sagt Peter Tschmuck, der an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien lehrt. Der Großteil der Konsumenten sei nicht so sehr daran interessiert, von wem ein bestimmter Song ist. Welche Musik man hört, sei stimmungsabhängig.

Bei Spotify existieren alleine in Deutschland 400 kuratierte eigene Playlists, die täglich oder wöchentlich von insgesamt sechs Redakteuren neu bestückt werden. Zusätzlich gibt es bis zu zehn persönliche Playlists, die durch Algorithmen den Hörern für sie passende Musik vorschlagen. Insgesamt - samt der von Nutzern erstellten Playlisten - gibt es über zwei Milliarden Listen!