Beim Casting zu „Solo: A Star Wars Story“ traten Sie gegen die begabtesten Schauspieler an. Die Rede war von einem „Meer an Talenten“. Wie groß war die Konkurrenz?
ALDEN EHRENREICH: Es sollen zwischen 2500 und 3000 gewesen sein. Nach verschiedenen Angaben war ich der Erste, den sie drannahmen.

Und wie lief Ihr Casting?
Es waren elf Szenen zu spielen, und ich musste auch im Cockpit des „Millennium Falcon“ neben Chewbacca Platz nehmen. Jedenfalls wurde ich von den Regisseuren gehörig in die Mangel genommen. Aber danach, erklärten sie, waren sie überzeugt, dass ich der Richtige war.

Sie treten in die Fußstapfen eines Harrison Ford. Haben Sie keine Angst gehabt?
Ich habe sie mir ausgeredet und beschlossen, Han Solo nicht als Statue aus dem goldenen Schrein zu behandeln. Die Aufgabe für mich war letztendlich, die Figur so zu entwickeln, dass man glauben kann, dass aus ihm jener Charakter wird, den Harrison Ford gestaltet hat.

Hat er Ihnen Tipps gegeben?
Ich bat um eine Begegnung, denn es wäre mir schwergefallen, mit dem Dreh zu beginnen, ohne dass ich die „Legende“ Harrison Ford vorher getroffen habe. Wir gingen Mittagessen. Dabei wollte er mir bewusst keine Vorträge halten. Er erzählte mir von seiner Karriere, meinte, ich würde sicher das Richtige machen, gab mir viel Mut und Selbstvertrauen mit auf den Weg. Am Ende lächelte er: „Wenn dich die großen Chefs nachher fragen, sag ihnen, ich hätte dir alles erzählt, was man über die Rolle wissen muss. Ich hätte dir aber streng verboten, auch nur einen Mucks weiterzusagen.“

Gibt es etwas, das Ihnen von Anfang an geholfen hat?
Ja, das fabelhafte Drehbuch. Die Autoren hatten die gesamte „Star Wars“-Saga im Kopf und wussten genau, was sie wollten.

Kannten Sie die „Star Wars“-Filme aus der Kindheit?
Klar. Als ich Kind war, durfte ich sogar in eine Spezialvorführung des ersten Teils. Ich habe eigentlich alle klassischen Streifen gesehen, und neben der „Star Wars“-Reihe war „Zwei Banditen“ mit Robert Redford und Paul Newman mein Lieblingsfilm. Mir war schon sehr früh klar, dass ich nur eines werden wollte: Schauspieler. Einen Plan B gab es nie.

Der Dreh verlief nicht komplikationslos. Mittendrin wurden die Regisseure Phil Lord und Chris Miller gefeuert und durch Ron Howard ersetzt. Warum?
Genau habe ich das nie erfahren. Für mich waren sie absolut okay, und nachher war auch die Arbeit mit einem so erfahrenen Mann wie Ron Howard fabelhaft. An ihm schätze ich besonders, dass er so enthusiastisch ist wie ein junger Student.

Man hört, Lord und Miller hätten zu viel improvisiert und seien zu sehr ins Komödiantische gerutscht?
Ach, man liest so viel. Der komödiantische Funke blieb auch unter Ron Howard erhalten.

Gelesen hat man auch, dass man Ihnen für die Rolle einen Coach zur Seite stellen musste?
Ein Coach ist in Hollywood etwas ganz Normales. Ich hab ja gesagt: Man liest so viel. Ich halte mich in Bezug auf das, was geschrieben wird, an „Star Wars“-Erfinder George Lucas. Der hat einmal gesagt: „Kritiken, die man nicht liest, kennt man nicht.“ Man hat mir jedenfalls einen Vertrag über drei Filme gegeben. Sagt das nicht alles?

Ihre Vorfahren, hört man, stammten aus der k. u. k. Monarchie. Kennen Sie Österreich?
Ich war noch nie da. Aber was nicht ist, kann ja noch werden.