Mit "Hedi" des tunesischen Autors und Regisseurs Mohamed Ben Attia hat die 66. Berlinale einen starken Auftakt des Internationalen Wettbewerbs präsentiert. Kraftvoll und dabei sensibel verfolgt der emotional packende Film den Versuch des Mittzwanzigers Hedi, zu sich selbst zu finden. Angestoßen wird der Autovertreter dazu durch eine Arbeitsreise ins Touristenzentrum Mahdia am Mittelmeer. Dort verliebt er sich in eine Frau. Doch zuhause warten seine Verlobte und die Familie. Wird es Hedi gelingen, sich dem Druck der Erwartungen zu entziehen und einen eigenen Weg zu finden?

Eine Gesellschaft entdeckt sich neu

Mohamed Ben Attia konnte sein Spielfilmdebüt in einer Gemeinschaftsproduktion von Tunesien, Belgien und Frankreich realisieren. Zur Vorstellung des Films sagte er in Berlin: "Die Suche nach Glück ist doch für uns alle ein entscheidendes Thema, als Einzelne und als Gemeinschaft." Wichtig für ihn sind die Parallelen von Hedis Geschichte zur politischen Realität in seiner Heimat: "Genau wie Hedi, entdecken wir uns in Tunesien als Gesellschaft. Bisher wussten wir gar nicht, wer wir sind. Das ändert sich nun nach dem Arabischen Frühling. Wir emanzipieren uns, genau wie Hedi."

Die scheinbar kleine private Geschichte beeindruckt vor allem dadurch, dass sie sich zu einem großen, vielfarbigen Bild der tunesischen Gesellschaft weitet: So wie Hedi, sucht das ganze Land eine Neuorientierung, mit vielen Momenten der Hoffnung und des Glücks, aber auch der Angst und der Unsicherheit.

Es ist das erste Mal seit 20 Jahren, dass ein Film aus Tunesien im Berlinale-Wettbewerb läuft. Insgesamt bewerben sich 18 Filme um den Goldenen und die Silbernen Bären.