Der Eklat hat sich abgezeichnet: Hermann Nitsch bekommt Ärger mit seiner schon seit Tagen umstrittenen Ausstellung in Palermo. Die Initiatoren einer Unterschriftensammlung gegen die Schau des Künstlers, die auf der Plattform bereits über 70.000 Unterschriften gesammelt haben, reichten eine Klage gegen Nitsch wegen Verunglimpfung der christlichen Religion und Aufhetzung zu Verbrechen eingereicht.

"Niedrige Instinkte"

Wie die sizilianische Tageszeitung "Palermo Today" berichtet, beziehen sich die Initiatoren der Kampagne gegen Nitsch auf die Brutalität einiger ausgestellten Bildern. Dabei seien Tiere zu sehen, die getötet und auf Kreuzen geopfert werden. "Der Künstler lädt Gruppen von Personen ein, sie zu zerfetzen, die Eingeweiden herauszuholen und sie zu treten. All dies wird von liturgischen Ritualen begleitet, bei denen Symbole der christlichen Region beleidigt werden", betonte Antonio Leto, der die Klage gegen Nitsch einreichte. Einziges Ziel des Künstlers sei es Eigenangaben zufolge, die niedrigsten Instinkte des Menschen zu wecken, klagte Neto.

"Schande"

Bereits die Eröffnung der Ausstellung am Freitag war von Protesten begleitet worden. Tierschützer hatten den Eingang belagert. Die Personen, die zur Eröffnung der Ausstellung eingeladen waren, mussten diese durch eine Hintertür betreten.

Die Tierschützer riefen den Bürgermeister von Palermo, auf, die bis 20. September geplante Ausstellung in Räumlichkeiten der Gemeinde zu verbieten. Sie bezogen sich dabei auf die Allgemeine Erklärung der Tierrechte der UNESCO aus dem Jahr 1978, derzufolge kein Tier zur Unterhaltung für den Menschen getötet werden darf. Auch tote Tiere sollten mit Respekt behandelt werden, heißt es in der Erklärung. Die Ausstellung sei eine "Schande" für die Stadt Palermo. Nitsch sorgt seit 1998 mit seinem blutigen Orgien-Mysterien-Theater regelmäßig für Aufregung.

Nitsch verteidigt sich

Hermann Nitsch reagierte mit einem Brief. "Ich liebe Tiere über alles, und meine Philosophie respektiert sie", heißt es in dem Schreiben, in dem sich Nitsch als "Umweltaktivist" bezeichnet. Als Künstler konfrontiere er sich mit dem Tod und der Tragik. Kunst habe mit Tabus zu tun. In seinem Theater sei ein totes Tier heilig und werde damit zu einer Kunstform erhoben.