"Normalerweise mache ich alle meine Ausstellung selber und werde unglaublich nervös, wenn man mir irgendwelche Ideen vorschlägt", meinte der 76-jährige Künstler, der sich über das Resultat "verblüfft und sehr glücklich" zeigte, "auch über den tollen Katalog". Dass es eine "sehr dunkle" Ausstellung geworden ist, wie Nitsch ein wenig monierte, liegt auch am multimedialen Aufbau der Schau, die ungewöhnlich lange, nämlich bis Mitte Jänner 2016, in Wien gezeigt wird.

Die Besucher werden im ersten Raum u.a. von einer Wand mit drei großen Projektionen begrüßt. In einem weiterführenden Gang hängen Screens mit Ausschnitten aus vier Inszenierungen von Nitsch in St. Pölten ("Satyagraha Gandhi in Südafrika", 2001), Wien ("Herodiade", 1995 an der Staatsoper), Zürich ("Szenen aus Goethes Faust", 2007) und München ("Saint Francois d' Assise", 2011) nebeneinander.

Es folgt eine Video-Rauminstallation, die den synästhetischen Ansatz in Nitschs Werk illustrieren soll. Im Nebenraum gibt es sogar ein Live-Element: Dort ist eine riesige Stiertrage des Orgien-Mysterien-Theaters aufgebaut, auf ihm steht bewegungslos ein Akteur im weißen Kittel. Abseits von Presseführung und abendlicher Eröffnung müsse man auf diese Bespielung allerdings leider verzichten, heißt es aus dem Museum.

Dass man über das Modell einer mittelalterlichen Passionsbühne verfüge, die für ihn eine Parallele zu verschiedenen Ebenen des o.m. Theaters in Prinzendorf darstelle, sei Ausgangspunkt seiner Überlegungen für eine Nitsch-Schau gewesen, schilderte Museumsleiter Thomas Trabitsch. "Es ist aber keine Ausstellung allgemein über Hermann Nitsch, sondern eine über Hermann Nitsch und das Theater. Da ist das o.m. theater beinhaltet, aber auch seine Arbeit für die Bühne selbst."

Dass er etwa vom Burgtheater eingeladen worden sei, dort "mein eigenes Theater zu zeigen", zählt auch für Nitsch selbst zu den ihm zuteilgewordenen Ehrungen. Die auf viel Material aus dem mumok zurückgreifende und in Kooperation mit der Villa Stuck in München entstandene Ausstellung, zeigt aber nicht nur den performativen, sondern auch den in alle Richtungen gehenden künstlerischen Ansatz von Nitsch, dessen Arbeit für Klocker "weit über den Wiener Aktionismus hinaus" geht. Zu sehen sind daher literarische Manuskripte, Spiel- und Klang-Partituren, Kostüme und Kostümentwürfe, Collagen, Tafeln seiner Farbenlehre und sogar Entwurfszeichnungen für einen Gralstempel.

Es sind Elemente eines Gesamtkunstwerks, das Hermann Nitsch 1998 in seinem 6-Tage-Spiel in Prinzendorf exemplarisch zusammengeführt hat. "Mein Traum und Wunsch ist es, in Prinzendorf noch eine Variation des 6-Tage-Spiels zu realisieren. Ich hoffe, dass es mir gelingt in ein oder zwei Jahren", sagte Nitsch heute. "Ich brauche Hilfe, denn ich hab zur Zeit kein Geld. Früher hab ich alles selber gezahlt. Aber es wird mir schon gelingen. Und dann kann ich auch abkratzen..."

(S E R V I C E - "ExistenzFest. Hermann Nitsch und das Theater", Ausstellung im Theatermuseum, Wien 1, Lobkowitzplatz 2, 26.3.2015 bis 11.1.2016, täglich Dienstag 10 - 18 Uhr, Führungen mit Kurator Hubert Klocker: 22.4., 20.5., 23.9. und 18.11., jeweils 16 Uhr, Katalog, erschienen im Verlag Hatje Cantz, 35 Euro, )