Vor zehn Jahren, am 1. Apil 2005, starb Harald Juhnke. Er war eine der exzentrischen Figuren des deutschen Nachkriegsfernsehens, beeindruckte durch seine Qualitäten auf der Bühne und vor der Kamera, aber versagte unter dem Druck, der auf ihm lastete. An seinem 75. Geburtstag feierte man den "großen Berliner Clown, Komiker, grandiosen Enterntainer und Anarchist" (Zitat Claus Peymann) mit einer großen Gala - Juhnke selbst lebte zu diesem Zeitpunkt schon schwer demenzkrank in einem Pflegeheim.

"Ich persönlich bin, wie viele meiner Generation, in Berlin sozusagen mit Juhnke groß geworden", sagte der vor wenigen Monaten als Berliner Bürgermeister abgetretene Klaus Wowereit. Juhnke gehörte zu Westberlin und zu einer Epoche, die spätestens mit seinem Tod endgültig verschwunden war. Seit 2014 erinnert in Berlin in der Lassenstraße eine Gedenktafel an den polarisierenden Entertainer.

"Davon träumen alle Mädchen" (1916):Marion Michael und Harald Juhnke © KK

Harry Heinz Herbert Juhnke wurde 1929 als Sohn eines Polizeibeamten in Berlin geboren. Seine Schauspiellehrerin empfahl ihm sich künftig Harald Juhnke zu nennen. Mit 19 hatte er seinen ersten Auftritt im heutigen Maxim-Gorki-Theater. Im Mai 1958 wurde er wegen Beleidigung und Widerstands gegen die Staatsgewalt, Trunkenheit am Steuer und Körperverletzung zu sieben Monaten Gefängnis verurteilt. Von 1977 bis 1988 begeisterte er das TV-Publikum mit der Unterhaltungsserie "Ein verrücktes Paar". Es folgten: "Ein Mann will nach oben und "Ein Mann für alle Fälle" (jeweils 1978) und ab 1979 moderierte er nach dem Tod Peter Frankenfelds die ZDF-Samstagabendshow "Musik ist Trumpf". Als er 1981 zu einer Live-Sendung der Show nicht erschien, kündigte der Sender Juhnke fristlos. Danach nimmt ihn die ARD unter Vertrag.

Ab 1986 übernimmt Juhnke eine Rolle in der ARD-Serie "Drei Damen vom Grill". Im Jahr darauf dreht er gemeinsam mit Eddi Arent die NDR-Sketchreihe "Harald & Eddie". In den 1990er Jahren wird die Dichte der Skandele rund um Harald Juhnke größer: Trunkenheit und Handgreiflichkeiten bringen ihn immer öfter in die Medien und torpedieren seine Karriere. Zwischendurch kann er weiterhin brillieren: Etwa als Hauptmann von Köpenick am Berliner Maxim-Gorki-Theater 1996.

Im Jahr 2000 kommt es zu einem massiven Zusammenbruch: Nach fast drei Jahren Abstinenz erlebt Juhnke während eines Aufenthalts zu Dreharbeiten in Österreich seinen letzten "Alkohol-Absturz" und wird drei Monate lang in einer Basler Suchtklinik behandelt. Juhnke hat eine nicht rückgängig zu machende Hirnschädigung (Wernicke-Korsakow-Syndrom) als Folge seiner
Alkoholkrankheit. Am 11. Dezember 2001 verkündete sein langjähriger Manager Peter Wolf: "Harald Juhnke ist unheilbar krank. Sein Geist ist verwirrt. Harald Juhnke wird nie wieder auf einer Bühne oder vor einer Kamera stehen. Heute endet die wohl schillerndste Nachkriegskarriere eines deutschen Schauspielers und Entertainers." Seinen 75. Geburtstag erlebt Harad Juhnke in einem Heim, ein Jahr später, am 1. Apil 2005 stirbt er in einem Krankenhaus nahe Berlin.

In seinem letzten Interview hatte der Entertainer seine eigenen Befürchtungen vor dem Schicksal, das ihn schließlich ereilte, formuliert: "Schwachsinn bedeutet das Ende. Kein Juhnke mehr im Kino, keiner mehr im Fernsehen, keiner mehr auf der Bühne. Du bist verloren, wenn der Kopf nicht mehr mitmacht."