Anfang des Jahres schickte die Staatsoper Wien die Jubelmeldung aus: Das seit Oktober 2013 laufende Livestreaming-Programm hatte erstmals die Marke von 1000 Nutzern überschritten: 1.163 Interessierte haben die Silvester-„Fledermaus“ weltweit online mitverfolgt – und dafür zumindest 14 Euro bezahlt. Denn soviel kostet eine einzelne Vorstellung (in der laufenden Saison werden 45 angeboten). Für wohlfeile 88 Euro gibt es acht Live-Übertragungen, das Jahresabo schlägt mit 320 Euro zu Buche. Dafür gibt es nicht nur höchste Opernqualität, sondern auch höchste Übertragungsqualität: Als weltweit erstes Haus sendet die Staatsoper im UHD-Format (also vierfache HD-Stärfe). Pro Live-Mitschnitt sind drei Videoteams im Einsatz und eine halbe Stunde vor Beginn der Vorstellung gibt es Eindrücke vom Haus, Inhaltszusammenfassungen etc. Als Nächstes steht am Samstag (14. Februar) die Ballett-Übertragung von „Verklungene Feste – Josephs Legende“ auf dem Programm.
Die Staatsoper ist auch eines von fünfzehn Häusern, die am Projekt „Opera Europe“ teilnehmen: Voraussichtlich ab 8. Mai sollen kostenlos per Livestream Opern aus ganz Europa übertragen werden, beteiligt sind unter anderem auch die Finnische Nationaloper, das Festival d’Aix-en-Provence, die Komische Oper Berlin, das Teatro Real de Madrid oder das Royal Opera House Covent Garden Weitere Infos finden Sie hier.

Diskussion

Damit heizen sie wohl weiter die Diskussion um das Streaming an, die zum Beispiel in Berlin hitzig geführt wird: Dort hat der Staatssekretär für Kultur Tim Renner gefordert, die großen Sprechtheater und Opern Berlins sollten ihre Aufführungen per Livestream übertragen – „Open Data für Kultur“ nennt Renner diese Idee, die Schwellenängste abbauen, sozial Schwachen Kulturgenuss bieten und eine Brücke von der Hochkultur in die Netzgemeinde schlagen soll.
Für die finanziell oft ohnehin gebeutelten Häuser ist der Aufwand allerdings noch zu groß. Das Stadttheater Klagenfurt etwa hat sich die Möglichkeiten „genau angeschaut, aber dafür braucht man fast ein Filmstudio. Das geht sich finanziell nicht aus“, erklärt Intendant Florian Scholz. Das Theater an der Wien bietet pro Saison zwei (kostenlose) Livestreams: „Das wird national und international sehr gut angenommen. Aus budgetären und rechtlichen Gründen können wir aber nicht mehr Opernproduktionen streamen“, sagt Pressesprecherin Sabine Seisenbacher.
Gleich sieben Opern- und zwei Ballettabende als kostenlosen Livestream bietet die Bayerische Staatsoper. Intendant Nikolaus Bachler bzw. Ballettdirektor Ivan Lika führen jeweils vor der Vorstellung in das Werk ein.
Andere internationale Häuser wie das Royal Opera House London oder die Metropolitan Opera arbeiten mit Kinos zusammen, wo sich mittlerweile regelmäßig opernbegeistertes Publikum zu Übertragungen trifft.

Digital Hall

Ein Pionier in Sachen digitale Konzert-Übertragung ins Heimkino sind die Berliner Philharmoniker. Sie bieten in ihrer „Digital Concert Hall“ rund 40 Live-Konzerte pro Jahr. Außerdem kann man mit einem Ticket oder einem Abo jederzeit auf zahlreiche Interviews und hunderte Konzertaufzeichnungen zugreifen, darunter auf historische Aufnahmen mit Herbert von Karajan oder Claudio Abbado. Testen kann man die „Digital Concert Hall“ kostenlos mit einem Konzert unter dem Dirigat von Sir Simon Rattle. Wer Konzertblut leckt: Die Preise bewegen sich von 9,90 Euro (sieben Tage) bis 149 Euro (Jahresabo).