Vergleicht man die jährlichen Besucherzahlen des Kunsthauses Graz mit jenen aus Leoben, steht es 70.000 zu 100.000. Ärgert Sie das?

PETER PAKESCH: Nein. Meine Anerkennung für die Leobner, aber das wäre nicht unser Ziel. Unsere Themen sind natürlich andere, ausschließlich zeitgenössische. Verglichen mit dem Lentos in Linz stehen wir sehr gut da. Wir punkten nicht mehr nur durch die Architektur, auch durch die Ausstellungen. In China ist Graz durch unsere China-Ausstellung ein Begriff.

Wie lange hat es gedauert, bis das Innenleben spannender wurde als die Fassade?

PAKESCH: Wahrscheinlich war es 2004, mit der Ausstellung "Bewegliche Teile", da haben wir vor allem bei ganz jungen Besuchern gepunktet. Manche Ausstellungen bleiben elitär, das soll auch so sein, andere gehen mehr in die Breite. Wir wissen jetzt, wo unsere Grenzen sind - man kann kaum einen berühmteren Künstler als Warhol machen, der hat aber auch nicht viel mehr Besucher als "Bewegliche Teile" gebracht.

Mit dem Ausbau des Joanneums wird Graz nächstes Jahr eine "Kunsthauptstadt" werden. Wie viel Kunst verträgt eigentlich der Grazer? Ist das schon das Maximum, oder wäre mehr möglich?

PAKESCH: In Graz haben wir eine Dichte, um die uns viele deutsche Städte beneiden würden. Graz ist ein spannender, solider Player. An unserer Besucherstatistik merke ich: Die meisten kommen aus Orten, die selbst viele Museen haben. Wir haben das mit dem Museum Moderner Kunst in Zagreb gemerkt, daher sind mir auch die Kontakte nach Maribor, Ljubljana und Zagreb so wichtig.

Wie bringt man mehr junge Menschen ins Museum?

PAKESCH: Durch Beharrlichkeit. Wir haben gute Kooperationen mit Schulen und ein hoch engagiertes Vermittlerteam. Bemerkenswert ist: Wenn Ausstellungen jungen Besuchern gefallen, dann schnellen die Besucherzahlen gleich um einiges in die Höhe.

Was darf Graz 2011 erwarten?

PAKESCH: Wir sind mit Künstlern wie Ai Weiwei im Gespräch. Die Geschichte der Stadt wird eine große Rolle spielen. Es wird auch Häuser übergreifend gearbeitet, die Alte Galerie wird mit einer Kunsthaus-Ausstellung verknüpft. Die Neue Galerie wird neu aufgestellt, die Sammlung ist in einer sehr speziellen Installation zu sehen. Die multimedialen Sammlungen sind erstmals präsent: Österreichs größte fotohistorische Sammlung, mit der der steirischen Öffentlichkeit bisher einiges verborgen war - Schätze, die wir jetzt heben können.

Sie waren früher selbst als Künstler aktiv. Reizt Sie das noch?

PAKESCH: Nein. Ich respektiere die Arbeit großer Künstler viel zu sehr, als dass ich da dilettieren wollte. Jetzt bin ich froh, dass ich vermitteln kann und dafür vom Publikum und den Künstlern entsprechend geschätzt werde.

Sammeln Sie selbst Kunst?

PAKESCH: Gelegentlich, früher mehr als heute. Es gibt Werke, die biografisch für mich wichtig sind. Zum Beispiel das Bild hier von Katrin Plavcak, die ich für eine Ausstellung in Basel ausgesucht habe. Von dem Bild war ich so angetan, dass ich es - nachdem es auch günstig war - gekauft habe. Oder ein Werk von Franz Kapfer, wo ich gewusst habe, ich helfe einem jungen Künstler, es ist eine Bestärkung für ihn, wenn ich etwas erwerbe.

Wohin könnte es Sie ziehen? Gibt es ein Haus, wo Sie hin möchten?

PAKESCH: Nein, so denkt man auch nicht. Basel kam völlig überraschend, damals habe ich nie gedacht, dass ich in einen institutionellen Kontext gehe. In Graz war es nicht unähnlich, da spielen sehr viele Zufälle eine Rolle. Es ist natürlich die Frage, ob man weiter bei einer Institution bleibt oder etwas völlig anderes macht, doch noch stellt sich diese Frage eigentlich nicht.

Vielleicht irgendwann wieder eine kleine Galerie?

PAKESCH: Sicher nicht. Eine Galerie passiert sehr direkt mit Künstlern derselben Generation, eine einmalige Chance. Die 80er in Wien waren eine tolle Zeit, ich hatte das Glück, mit einigen der spannendsten Künstlern zu tun zu haben. Ich halte auch nichts davon, Dinge zu wiederholen.