Was ging Ihnen durch den Kopf, als die Regierung aufgrund von Covid-19 beschlossen hat, die Hochschulen zu schließen?
PETER GRANIG: Ich dachte mir: Oh mein Gott! Allerdings standen wir im steten Austausch mit dem Ministerium und anderen Fachhochschulen. Ein Krisenteam hat sich schon Wochen vor dem Lockdown damit beschäftigt. Aber es war unbestritten eine Herausforderung.

Was waren Ihre ersten Schritte, nachdem die Präsenzlehre an der Fachhochschule Kärnten eingestellt wurde?
Wir haben innerhalb einer Woche die gesamte FH auf Online-Betrieb umgestellt. 1013 Lehrveranstaltungen wurden online abgehalten. Zum Glück hatten wir einen Vorsprung zu anderen Hochschulen, da bereits durch das FH-Kollegium bei der Neujahrsklausur 2017 beschlossen wurde, einen Schwerpunkt auf digitale Transformation zu legen. Damit haben wir durchaus Weitsicht bewiesen. Möglich war diese rasche Umstellung durch das große Engagement der Lehrenden und die nahezu Rund-um-die-Uhr-Unterstützung der Servicebereiche.

Wo haben Sie gemerkt, dass die FH noch Aufholbedarf hat?
Online-Lehrveranstaltungen bedürfen einer anderen Didaktik. Schwächen in der Präsenzlehre treten online noch stärker auf – zum Beispiel das Aktivieren von Studierenden. Zwei Mal am Tag hatten rund 420 Lehrende die Möglichkeit, sich in unseren „coffee calls“ Tipps und Tricks zur Verbesserung der Didaktik zu holen, sich auszutauschen und über Schwerpunktthemen zu diskutieren. Für Studierende bestand die besondere Herausforderung in dieser belastenden Situation darin, sich für die Aneignung des Stoffes während der Online-Lehre und des Selbststudiums zu motivieren.

Wo liegen zurzeit die Herausforderungen bei der FH?
Einen Schwerpunkt bilden die überwiegenden Online-Prüfungen. Hier geht es darum, eine sichere Prüfungsumgebung zu schaffen und den Prüfungsmodus zu ändern. Dafür haben wir die rechtliche Basis bereits eine Woche nach Lockdown geschaffen. Eine wesentliche Herausforderung besteht zudem in der Gestaltung des Wintersemesters 20/21.

Was nehmen Sie und Ihre Kollegen in die neue Normalität mit?
Wir haben gesehen, dass remote classrooms funktionieren. Wir werden besonders bei berufsbegleitenden Studiengängen vermehrt auf Online-Lehre setzen. Die Präsenzzeiten sollen künftig für vertieften Input, Reflexion der Lehrinhalte und Austausch mit Kommilitonen und Lehrenden genutzt werden. Die Zukunft liegt dabei im Verschnitt der besten Methoden aus Online- sowie Präsenzlehre – und das über die Landesgrenzen hinaus. Wir befinden uns in einer spannenden Phase. Die Karten auf dem Bildungsmarkt werden neu gemischt und die Fachhochschule Kärnten möchte gestärkt aus der Krisensituation herausgehen.