„Ich fühle mich wohl, wenn ich in ein Team eingebettet bin“, beschreibt Jasmina Steiner ihre Arbeitsweise. „Und ich habe mit der Soziologie ein Berufsfeld für mich gefunden, das nicht besser passen könnte.“ Zahlensysteme liegen der Mitarbeiterin im Lienzer Stadtmarketing zwar ebenso. Doch das begonnene Wirtschaftsstudium in Innsbruck für sich allein wäre nicht ganz das Richtige gewesen. Nach einem Semester wechselte die Studentin nach Wien und blühte in der Soziologie richtig auf. „Ich bin Soziologin vom Herzen“. Bei EUFA, einer Servicestelle für EU-Projekte in Österreich, lernte Steiner jene „Logiken“ kennen, nach denen über Förderprogramme öffentliche Gelder verteilt werden.

Projektvolumen von 5000 bis 22 Millionen Euro

Der Breitbandzugang über Lichtwellenleiter, wie sie in großen Teilen des Bezirkes mittlerweile bis in jedes Haus reichen, hat zuerst den Lienzer Talboden zu einem „Regionet“ zusammenwachsen lassen und bietet gleichzeitig die schnellstmögliche Internetanbindung an die Welt. 22 Millionen Euro sind in dieses Leitungsnetz, das im Besitz der Planungsverbände beziehungsweise der Gemeinden steht, investiert worden.

Ein großer Teil dieses Geldes stammt eben aus jenen öffentlichen Töpfen in Land, Bund und der Europäischen Union, die Jasmina Steiner im Schlaf aufzählen kann und die sie höchst erfolgreich anzapft. Nach anfänglichem Zögern Einzelner bekennen sich längst alle 33 Gemeinden in den drei Osttiroler Planungsverbänden zum gemeinsamen Lichtwellenleiter-Regionet.

„Das Einsammeln von Fördergeldern hat sich zu meiner Leidenschaft entwickelt. Da packt mich echt der Ehrgeiz“, gesteht Steiner mit einem Lächeln. „Und es ist spannend, ob man schließlich den Zuschlag erhält. Viele fischen im Teich.“ Nicht weniger ehrgeizig kümmert sie sich um jene Kleinprojekte, die mit einem Budget von nur 5000 Euro auskommen müssen.

Zusammenarbeit mit Partnerstädten im Belluno

In der jüngsten Gemeinderatssitzung stellte die 35-jährige Stadtbedienstete zwei aktuelle Interreg-Projekte vor. Einmal geht es um die bevorstehende Neugestaltung des Egger-Lienz-Platzes, in dessen Unterbau dem nach dem „Schwammstadt“-Prinzip bald drei Bäume wurzeln und künftig Schatten spenden sollen. Der versiegelte Platz sollte eigentlich Vereinen Freiraum für Außenaktivitäten bieten. Die Hitze im Sommer hat diese Pläne vereitelt. Lienz teilt sein Wissen mit den Städten Bruneck sowie Pieve die Cadore im Belluno.

Weiters hat die Stadt Lienz vor 20 Jahren mit der Pflege eines Baumkatasters, also ein Verzeichnisses, wo welcher Baum wächst, begonnen. Ein solches Verzeichnis planen Bruneck und die Gemeinde Agordo im Belluno nach dem Lienzer Vorbild einzurichten.

Stadt „verleiht“ Kompetenz auf Stundenbasis

Mittlerweile hat sich im gesamten Bezirk herumgesprochen, dass im Lienzer Stadtmarketing eine Expertin sitzt, die höchst erfolgreich Fördergelder an Land zieht. Die Gemeinde Innervillgraten etwa „leiht“ sich diese Lienzer Kompetenz bei Bedarf aus. „Wir rechnen die Unterstützung auf Stundenbasis ab“, erläuterte die Lienzer Bürgermeisterin Elisabeth Blanik in der Gemeinderatssitzung. Und sie war voll des Lobes für ihre Mitarbeiterin: „Es ist schön zu sehen, wenn bei Mitarbeitern das Aufgabenfeld, persönliche Begabungen und die Interessen so deckungsgleich sind, wie bei unserer Jasmina.“ Der Gemeinderat applaudierte.